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ei den meisten sogenannten «Soja-Sprossen», die in Europa auf den Markt kommen, handelt es sich eigentlich um gekeimte Mungbohnen. Hier ein Exemplar in einem frühen Keimstadium.

Mungbohne

Die Mungbohne gehört wie die Urdbohne zu einer grösseren Gruppe von Vigna-Bohnen, deren Heimat in Asien liegt. Die Mungbohne stammt vom indischen Subkontinent, wo sie seit mehreren tausend Jahren in vielen Formen kultiviert wird. Früh schon gelangte sie auch nach Südasien und Ostasien, vor allem nach China – deutlich später erst nach Australien, Ostafrika und Amerika. Auf Santa Lemusa wird die Mungbohne sicher seit dem frühen 19. Jahrhundert kultiviert. Hauptanbaugebiet ist heute Indien, wo rund 500'000 Tonnen Samen jährlich produziert werden. Die Aussaat erfolgt entweder zu Beginn oder am Ende der Regenzeit. Geerntet wird 75 bis 140 Tage nach der Saat. Nach der Ernte werden die Hülsen getrocknet und gedroschen, manchmal ganz belassen oder auch geschält und gespalten.

 

Beschreibung

Die Mungbohne ist ein einjähriges, meist aufrecht wachsendes, 30 bis 150 cm hohes, stark verzweigtes Kraut. Es gibt auch halb kriechende und windende Sorten. Die Stängelsind meistens behaart. Die Blätter erscheinen wechselständig an 5 bis 20 cm langen Stilen. Die Blattspreiten sind dreiteilig und bestehen aus leicht gestielten, ovalen Teilblättern von 5 bis 15 cm Länge mit deutlicher Blattspitze. Die Blätter können sowohl unbehaart wie auch schuppig behaart sein. Die Blätter einer noch ganz jungen Mungbohnen-Pflanze.Die leicht gestielten Blüten entspringen den Blattachseln und sind leicht verzweigt, so dass wenigblütige Blütentrauben mit meist grünlichen bis fahlgelben Blüten entstehen.

Nach dem Abblühen entwickeln sich meist zwei zylindrische Hülsen von 5 bis 10 cm Länge mit einem Durchmesser von etwa 0.5 cm. Auch diese Hülsen sind behaart und nehmen bei zunehmender Reife eine dunkelbraune bis schwärzliche Färbung an. Jede Hülse enthält 7 bis 20 Samen, die sich auch auf der Aussenwand deutlich abzeichnen. Diese Samen sind etwas kleiner als Erbsen, meistens rundlich und prall, manchmal aber auch länglich bis quadratisch abgerundet. Der längliche Nabelfleck ist gleichzeitig eingezogen und in sich aufgewölbt. Die Farbe der Samen ist bräunlichgrün, schwarz oder auch goldgelb, was aber offenbar nur im Englischen zu entsprechend unterschiedlichen Bezeichnungen führt: green gram, black gram oder golden gram (wobei mit Black gram verwirrenderweise auch die Samen der Urdbohne gemeint sein können).

Die Blätter einer noch ganz jungen Mungbohnen-Pflanze.

Charakter & Verwendung

Die Hülsen der Mungbohnen werden in den Erzeugerländern manchmal auch als grünes Gemüse gegessen – die Kornnutzung (also die Nutzung der Samen) steht jedoch eindeutig im Vordergrund. Mungbohnen gelangen einerseits ganz in den Handel, meist als kleine, grünliche oder rötliche Böhnchen. Andererseits findet man sie auch geschält und gespalten, dann sind sie goldgelb und matt. Die ganzen Bohnen können erst eingeweicht oder auch direkt verkocht werden. Ohne Einweichen beträgt die Kochzeit etwa 30 bis 40 Minuten, wobei die Böhnchen lange hart und ganz bleiben. Irgendwann aber springt ihre Schale auf, wird alles zum Mus. Dieses Kochverhalten macht es schwierig, die Bohnen für einen Salat zu kochen. Nach einer Einweichzeit von 10 Stunden beträgt die Kochzeit nur noch rund 10 bis 15 Minuten – wobei die Bohnen gar werden ohne sofort zu platzen und also auch für einen Salat verwendet werden können. Geschälte Mungbohnen müssen nicht einmal unbedingt gekocht werden - es reicht aus, sie ein bis zwei Stunden in etwas Wasser ziehen zu lassen. In Südindien bereitet man so mit geschälten Mungbohnen (mung dal), klein geschnittenen Gurken, Zwiebeln, etwas Limettensaft, Chili, Curry-Blättern und gepoppten Senfsamen einen erfrischenden Salat namens Kosambri zu.

Ganze Mungbohnen (links) sind meistens grün – geschält und gespalten haben sie eine goldgelbe Farbe.

Glasnudeln und Sprossen

Mungbohnen werden auch zu Mehl verarbeitet, aus dem man unter anderem die sogenannten Glasnudeln herstellt.

Bei den meisten Sprossen, die in den Geschäften angeboten werden, handelt es sich um Mungbohnen-Keimlinge. Sie können kalt als Salat oder warm als Gemüse verzehrt werden. Seltsamerweise werden diese Sprossen in Europas Geschäften meist als Sojasprossen oder Sojakeimlinge verkauft. Auch Sojabohnen lassen sich keimen, sind jedoch wesentliche anfälliger als die ziemlich unverwüstlichen Mungbohnen-Sprossen – ausserdem müssen sie vor Verwendung blanchiert werden. Man kann Mungbohnen auch selbst keimen lassen (mehr dazu hier). Mungbohnen sind leichter verdaulich als viele andere Bohnen – haben allerdings auch kaum einen eigenen Geschmack.

Varia

Die Mungbohne und die Urdbohne sind nahe verwandt und werden in der Literatur auch häufig verwechselt. Das hat seine Ursache vor allem in der Namensgebung durch den schwedischen Systematiker Carl von Linné, der im 18. Jahrhundert die Urdbohne als Phaseolus mungo, die Mungbohne aber als Phaesolus radiatus bezeichnet hat.

Man findet Mungbohnen in fast allen Asia-Läden – vor allem aber in solchen, die ein indisches Sortiment führen. Meist werden sie sowohl ganz als auch geschält und gespalten (dann meist als mung-dal) angeboten. Sprossen sind fast überall auch frisch zu bekommen.

Wenn man Mungbohnen selbst keimen lässt, sind sie oft grüner als die Exemplare aus den Geschäften. Die Farbe hängt wohl davon ab, wie sehr man sie dem Licht aussetzt.

Systematik & weitere Namen

Familie: Fabaceae (Hülsenfrüchtler)

Wissenschaftlich: Vigna radiata (L.), Phaseolus aureus

Deutsch: Mungobohne, Jerusalembohne, Lunjabohne
Englisch: mung beans, green gram, black gram, golden gram
Französisch: haricot moong
Hindi: mung dal
Chinesisch: lǜ dòu (绿豆 – grüne Bohne)

Quellen

Rezepte mit Mungbohnen

First Publication: 8-6-2009

Modifications: 15-6-2009, 4-10-2011