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Nach den Tomaten teilen sich die Karotten mit den Zwiebeln den zweiten Platz der weltweit am meisten angebauten Gemüse. Die weltweit wichtigsten Anbauländer sind China, Russland, die USA und Polen. Diese Karotten hier warten auf dem kleinen Salamanca Market im tasmanischen Hobart auf einen Kunden. (März 2014)

Karotte

Und das weiss das Lexikon

Geschichte. Laut Brigitte Bartha-Pichler und Markus Zuber («Haferwurzel und Feuerbohne», S. 122), auf die wir uns in diesem Abschnitt hauptsächlich beziehen, gibt es drei Wildkarotten, die als Vorfahren der kultivierten Karotte in Frage kommen: die mitteleuropäische und die mediterrane Wildkarotte (mit weissen Rüben) sowie die afghanische Wildkarotte (mit gelben, teils purpurroten Rüben). Möglicherweise ist unsere heutige Zuchtkarotte eine Kreuzung dieser drei Sorten.

Schon in Römischer Zeit war eine Karotte bekannt, die mit ihrer länglichen Form und ihrer hellorangen Farbe unserer heutigen Karotte sehr ähnlich sah – sie ist im Codex des griechischen Arztes Dioscurides abgebildet.

«Die stark carotinhaltigen orangefarbenen Möhren tauchten erstmals Ende des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden auf. Sie sind dort aus gelben Möhen entwickelt worden und verdrängten durch weitere züchterische Verbesserungen im 19. Jahrhundert schliesslich die andersfarbigen Sorten. Die danach bei uns gebräuchlichen Sepisezuchtsorten stammen aus Frankreich, Holland und England.» (Zitat aus «Haferwurzel und Feuerbohne», S. 122) Wahrscheinlich wurde die orangefarbene Karotte allerdings schon im 16. Jahrhundert in den Niederlanden gezüchtet – sie taucht jedenfalls auf verschiedenen Bildern von Pieter Aertsen (1509-1575) auf.

Pflanze. Die Karotte, Möhre, Mohrrübe, Gelbrübe, Gelbe Rübe oder das Rüebli (Daucus carota; engl. carrot; franz. carotte; span. zanahoria; ital. carota; chin. 胡罗卜 Hú luō bo) gehört zur Familie der Apiaceae (Doldenblütler) Die Karottenpflanze ist zweijährig. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette mehrfach gefiederter Blätter und eine fleischige Wurzel aus. Im zweiten Jahr wächst sie mehr als meterhoch und bildet cremefarbene Blüten. Die Rüben können sehr unterschiedliche Formen annehmen, sie bestehen aus einem inneren Teil (dem Mark oder Herz) und einem äusseren Ring (der Rinde).

In der Schweiz werden Karotten von Juni bis November geerntet. «Die oft mit Laub als Bundmöhren gehandelten Frühsorten sind kaum lagerfähig, während die Spätsorten sich ungewaschen bei 0 bis +2°C bis zu sechs Monate lagern lassen» (Dr. Oetker: «Lebensmittellexikon», S. 541).

Betacarotin. Die charakteristische Farbe der heute gebräuchlichsten Karottensorten ist vor allem auf den hohen Gehalt an Betacarotin zurückzuführen, der bis über 20 mg pro 100 g betragen kann. Damit der Körper das fettlösliche Betacarotin aufnehmen kann, müssen die Karotten allerdings mit Fett angerichtet oder gegart werden, schreibt das Dr. Oetker: Lebensmittellexikon» (S. 541) – andere Quellen meinen, dass das Betacarotin im Verbund mit Fett einfach leichter aufgenommen werden kann.

Karotten aus Carbelotte.  «Wenn Papi Charles in Carbelotte seine Karotten aussäte, dann ging er drei Tage lang um sein Feld herum – nichts als einen schwarzen Zylinderhut auf dem Kopf und ein Gebet auf den Lippen. Das Gebet behielt Papi für sich – die Karotten aber verkaufte er auf dem Markt von Port-Louis. Sie wurden süss als wären sie mit Honig geimpft und so aromatisch, dass man für sie jedes Stück Kuchen hätte stehen lassen.» (Georgette Muelas: «Santa Lemusa», S. 59)

Diese Marktszene des Antwerpener Malers Pieter Aertsen aus dem Jahr 1569 illustriert, dass die orange Karotte schon in den Nie-derlanden des 16. Jahrhunderts verbreitet war. Das Öl-Gemälde hängt im Hallwylska museet in Stockholm. (Bild vom Internet)
Karotten können unterschiedliche Farben haben, variieren aber auch stark in Süsse und Aroma.
Die noch nicht ganz entwickelte Blüte einer Pfälzer Karotte. (Juni 2009)
Violette Karotten aus Cuevas Bajas auf dem Markt von Málaga. (November 2011)
Bundkarotten nennt man Karotten, die mitsamt dem Grün in den Handel gebracht werden. Meist handelt es sich um sehr junge, dünnschalige Exemplare. (November 2011)
Fast zu schön um wahr zu sein: Querschnitt durch die Morá - vor einer Lichtquelle.
Beta Sweet. Bei der Beta Sweet™ handelt es sich um eine Züchtung, die Leonard M. Pike von der Texas A&M Universität in den 80er Jahren gelang – eine Kreuzung aus einer sogenannten schwarzen Ur-Möhre und der heute überall verbreiteten orangefarbenen Karotte. In rohem Zustand ist die Beta Sweet aussen dunkelrot, innen leuchtend orange mit schönen Übergängen. In gekochtem Zustand verwandelt sich die Farbe der ganzen Rübe in ein dunkles Orange, nur das Herz bleibt etwas heller. Das Aroma der Beta Sweet ist in rohem Zustand süss und nussig, manchmal etwas seifig und scharf. Gekocht ist sie süsslich und etwas langweilig, ohne viel Geschmack. (November 2011)
Jaune Longue du Doubs. «Pro Specie Rara», die diese Karotte bei «Coop» anbietet, schreibt auf ihrem Beipackzettel: «Rüebli sind orange, denkt man. Sie waren es aber ursprünglich nicht – […] die Jaune Longue du Doubs zeugt davon. Diese Rüeblisorte mit seiner langen gelben Wurzel kommt ursprünglich aus Frankreich.» Roh schmeckt die Jaune Longue du Doubs eher trocken, leicht knackig, süsslich, nussig aber verhalten. Isst man sie mit der Schale, sind ätherische, fast künstliche Aromen auszumachen. Gekocht erinnert die Karotte in der Farbe an eine Kartoffel - auch der Geschmack ist etwas kartoffelig, nicht sehr ausgeprägt, mit leicht bitterer Note und wechselnder Süsse im Hintergrund. Roh etwas langweilig – und auch gekocht nicht sehr interessant. (Oktober 2011)
Küttiger Rüebli. Diese Karotte stammt aus Küttigen im Schweizer Kanton Aarau. Nach Auskunft der «Pro Specie Rara» wird die Sorte «seit jeher von den Bäuerinnen gepflegt». Die Karotte ist roh sehr hell, leicht cremefarben und wird beim Kochen etwas dunkler. Roh schmeckt sie eher scharf und trocken, mit einem leicht muffigen Aroma, etwas bitter auch. Sie hat eine fast etwas zähe Konsistenz, ist weniger süss als andere Sorten, etwas verhalten. Gekocht entwickeln die Küttiger Rüben deutlich mehr Süsse und ein feines Aroma, das ein wenig an Marronen erinnert. Gekocht sind sie deutlich interessanter als roh. (Oktober 2011)
Morá. Diese Karotte stammt aus dem Süden Spaniens, aus den Bergen hinter Cádiz und aus Cuevas Bajas nördlich von Málaga. Die Karotte hat ein markant dunkelrote bis violette Schalenfarbe, die das Fleisch einige Millimeter tief pigmentiert. Ihr eigentliches Fleisch ist gelb, der Kern aber wieder dunkelrot – eine fast schon psychedelische Erscheinung. Die Karotte hat einen milden und sehr aromatischen, etwas erdigen Geschmack, der ein wenig an Rote Beete erinnern kann. Sie wird meist roh gegessen. (November 2011)
Ochsenherz Sonnemann. Diese Sorte haben wir bisher bloss anschauen können. Sie wächst im Sortengarten der «Pro Specie Rara» in Brüglingen bei Basel – auf dem zugehörigen Schild steht geschrieben: «Sehr leckere ‹gellerieb› (pfälzisch). Werden gerade in Lehmböden bzw. bei guter Wasserversorgung extrem gross und dick – aber auch im hohen Alter nie holzig. Eine orange, extrem breitschultrige, eher stumpf endende herzförmige Möhre.» (Mai 2015)
Orange Karotte. Die Karotten sind roh von leuchtend oranger Farbe, gekocht sind sie etwas dunkler. Sie sind knackig, süss und können je nach Produzent und Qualität sehr verschiedene Aromen haben – manchmal eher nussig, dann fast wie ein Biskuit, dann ätherisch und fast medizinisch. Die Karotte hat vor allem roh deutlich mehr Geschmack wenn sie mit der Schale gegessen wird. In gekochtem Zustand ist das Aroma milder, gemüsiger, etwas weniger süss und weniger reich. Beim Kochen gibt die Karotte ordentlich Zucker an das Kochwasser ab. Wir nennen sie «gewöhnliche» Karotte weil sie die bei uns am häufigsten anzutreffende Sorte ist. (Oktober 2011)
Pfälzer gelb. Eine grosse, fast postgelbe Karotte, oft mit einem grünlichen Ansatz. Roh schmeckt sie sehr frisch und knackig, nicht sehr süss, isst man sie mit der Schale hat sie auch eine leichte Parfumnote. Gekocht wird ihre Farbe dumpfer. Das Aroma ist dann etwas grob aber ausgewogen, nimmt Aromen gut auf. (November 2011)
Riesen von Colmar. Riesen von Colmar. Diese Sorte haben wir erst mit den Augen verkosten können. Sie wächst im Sortengarten der «Pro Specie Rara» in Brüglingen bei Basel – auf dem zugehörigen Schild steht geschrieben: «Selektion von Biosem. Oranger Colmar Géant-Typ. Die Sorte kam ursprünglich aus Frankreich. Lagerkarotte. Gedeiht selbst im mittelschweren Boden. Aussaat im Juni.» (Mai 2013)
Rote Karotte. Wir haben keine Ahnung, um was für eine Art von Karotte es sich bei diesem Exemplar handelt. Ihr unregelmässiges Äusseres ist so ungewohnt wie ihre leuchtend rote Farbe. Die Karotte stammt von einem Bauern, der sie uns auf einem Quartiermarkt in Basel verkauft hat. Roh hat sie ein starkes Parfum, fast etwas moschusartig und einen leicht butteren, erdig-kräftigen Geschmack. Gekocht ist sie süsslich und erdig, mit einem dumpfen aber nicht unangenehmem Aroma. (November 2011)
Rousse d Carbbelotte. Bei dieser Möhre handelt es sich um eine Züchtung, die Rebecca Tzares 1968 gelang. Die Karotten-Bäuerin aus Carbelotte nannte ihre Kreation zu Ehren Ihres Vaters «Varieté Charles», doch hat sich die Bezeichnung Rousse de Carbelotte durchgesetzt. Die Karotte hat eine auffallende, durchgehend rote Farbe. Ungeschält hat sie einen leicht an Pinien erinnernden Duft, geschält riecht sie eher nach frisch gezupfter Petersilie. Beim Kauen entwickelte sie eine starke Süsse und einen leicht holziges bis harziges Aroma.
Weisse Karotte. Viele der frühen Karotten dürften weiss gewesen sein – wie ja auch einige der wilden Formen. Die weissen Sorten, die heute angeboten werden, sind aber meist das Resultat von Züchtungen jüngerer Zeit. Oft aber haben weisse Karotten ein besonders ausgeprägtes Aroma. (Januar 2012)

Rezepte mit Karotten

First Publication: 31-10-2011

Modifications: 5-11-2015