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Darstellung der Pfefferernte aus dem «Buch der Wunder» – einer Bilderhandschrift, die um 1410 entstand und die Reise des Marco Polo von 1271 mittels 84 farbenprächtiger Miniaturen beschreibt. (Abbildung aus Alain Stella: «Le Livre des Épices», S. 18)

Kurze Geschichte des Pfeffers

Ursprünglich stammt der Pfeffer wohl aus der Region des heutigen Bundesstaats Kerala im südwestlichen Indien, von der Malabar-Küste. Von dort aus gelangte er nach ganz Südostasien und sehr früh auch schon in den Mittelmeerraum. Die Antike kannte schwarzen wie weissen Pfeffer (und auch den verwandten Langen Pfeffer). In der Antike noch muss zumindest Schwarzer Pfeffer relativ günstig gewesen sein – kommt er doch auch in vielen Rezepten vor (sehr häufig etwa im berühmten Kochbuch des Apicius). Ganz billig allerdings war er sicher nicht – sonst hätte man Reste davon auch in den Abfallschichten römischer Siedlungen gefunden. Als Alarich, der König der Westgoten, im Jahr 408 Rom belagerte, verlangte und erhielt er 3000 Pfund Pfeffer als Tribut für seinen Abzug.

Die «Pfeffersäcke» des Mittelalters

Im mittelalterlichen Europa war Pfeffer auf jeden Fall ein sehr teures und prestigeträchtiges Gewürz. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass der Import in festen Händen war und die Preise also gut kontrolliert werden konnten. Araber brachten den Pfeffer auf dem Seeweg von Indien nach Alexandria, wo sie ihn an venezianische oder genuesische Händler verkauften, die weiter nach Europa lieferten. Von Norditalien aus wurde der Pfeffer durch deutsche Händler in den Norden der Alpen gebracht. Diese sollen das Gewürz teilweise mit 600prozentigem Aufschlag verkauft haben, was ihnen den ebenso despektierlichen wie bewundernden Übernamen «Pfeffersäcke» eintrug. Offenbar gelang es den Arabern, die Herkunft ihrer Ware gegenüber ihren Handelspartnern zu verschleiern – womit sie die Europäer erfolgreich daran hinderten, selbst direkt mit den Produzenten in Kontakt zu treten. Gleichzeitig bildeten sich Legenden – etwa glaubte man, die Pfeffergärten würden von gefährlichen Schlangen bewacht, die man vor der Ernte erst beseitigen müsse.

Luxus und Exotik

Pfeffer war im Mittelalter sicher mehr als nur ein Gewürz – er war wohl auch ein Symbol für Luxus, Reichtum und Exotik. Darüber hinaus wurde er wegen seiner medizinischen (wärmenden) Eigenschaften geschätzt. Eine «Gargantua»-Übersetzung von Johann Fischart aus dem späten 16. Jahrhundert hat die Idee in die Welt gesetzt, das Mittelalter habe den Pfeffer vor allem wegen seiner Fähigkeit geschätzt, den Geruch von nicht mehr ganz frischem Fleisch zu übertönen (siehe Hansjörg Küster: «Kleine Kulturgeschichte der Gewürze», S. 193). Dem haben verschiedene Autoren widersprochen – mit dem berechtigten Hinweis darauf, dass Pfeffer im Mittelalter ein Gewürz der Oberschicht gewesen sei, die sich frisches Fleisch habe leisten können (etwa in «Pfefferland», S. 228).

Vasco da Gama im Pfefferland

Auf jeden Fall rückte das «Land wo der Pfeffer wächst» mehr und mehr ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Und der Versuch, sich die Quellen zu erschliessen, motivierte manche Entdeckungsreise. 1498 landete der unter portugiesischer Flagge segelnde Vasco da Gama im südwestindischen Calicut, also mitten im Pfefferland. Er brachte ganze Schiffe voller Gewürze nach Europa, was den Pfeffer billiger machte und Lissabon reich. Später übernahmen die Holländer den Pfefferhandel und schliesslich die Briten. Da Pfeffer bald schon in den verschiedensten Ländern angebaut werden konnte, wurde er billiger und billiger – so, dass sich im 19. Jahrhundert bereits jeder Mitteleuropäer das Gewürz leisten konnte. Heute wird Pfeffer in grossem Stil angebaut, vor allem in Indien, Malaysia, Indonesien, Thailand und Vietnam, ausserdem auf Madagaskar und in Brasilien. Mit 200'000 Tonnen pro Jahr ist Pfeffer weltweit wohl das wichtigste Gewürz des Handels.

Auch in den Gewürzgärten von Santa Lemusa wächst Pfeffer – ja Piper nigrum gab sogar einer Gemeinde östlich von Port-Louis den Namen, die Senpuav heisst und – wie könnte es anders sein – natürlich den besten Pfeffer der Insel produziert (mehr zum Thema Pfeffer aus Santa Lemusa).

Etymologisches

Der Name Pfeffer geht zurück auf das Sanskrit-Wort pippali, das eigentlich Langen Pfeffer bezeichnet. Im Antiken Europa, das zuerst den Langen Pfeffer kannte, ging dessen Name irgendwann auf den Schwarzen Pfeffer über. Vom lateinischen piper leiten sich dann die meisten europäischen Namen des Pfeffers ab.

First Publication: 27-6-2009

Modifications: 6-10-2011, 27-8-2012