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Barbera d'Alba Conterno Fantino Vignota 2011

Von aussen riecht der Wein unbewegt nach Weichselkirschen und angeschwärztem Kuchenteig. Mit der Bewegung gesellt sich ein leichter Veilchenduft dazu, der dann und wann von einem sachten, gerade noch angenehmen Anflug von Katzenpisse umspielt wird. Das Aroma ist frisch und wirkt doch zugleich etwas ungewaschen – ein ungeduschter Körper in gestärkten Kleidern. Im Mund schmeckt der Barbera bittersüss mit einer Säure, wie sie dunklen, nicht ganz reifen Früchten eigen ist. Von innen dominiert die saure Kirsche, dazu dunkle Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil. Der Wein wirkt etwas angestrengt, wie ein Gespräch mit jemandem, dem man eigentlich nicht zuhören, und dem schon gar nicht etwas erzählen will. Er ist nicht uninteressant – aber es ist als stehe er im falschen Moment vor uns. Ganz so wie es Themen gibt, die immer im falschen Moment auftauchen – und uns also in unserem Leben vielleicht nie beschäftigen werden. Gibt es einen Unterschied zwischen verpassten Chancen und Dingen, die uns erspart bleiben?

Dann rankt sich plötzlich eine reife Brombeere in unser Aromafenster hoch – sekundiert von einem leichten Fäkalduft, der gewissermassen zur Linken und zur Rechten der Brombeere mitschwingt. Gemütlich, scheint jetzt das passende Wort, und richtig der Moment – denn da wir dem anderen nicht zuhören konnten, sind wir bei uns selbst angelangt. Und aus Gründen, die wir nicht verstehen, kommt uns Pinocchio in den Sinn. Schlecht ist das nicht.

Getrunken am Montag, 23. September 2013 im Wasserzimmer meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «L'Enoteca Liechti Weine» in Basel (Fr. 21.30 im August 2013).

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