Szene 17

Unterdessen hatte die Zentrale in Santa Lemusa mehr über das ominöse «Büro 106» herausgefunden. Offenbar handelte es sich dabei um eine luxuriös dotierte, international operierende Organisation, die auf Technologiespionage spezialisiert war. Das verdeutlichte nochmals, dass auch der chinesische Geheimdienst interessiert war an den Forschungen von Professor Koslow. Maille vermutete, dass die Chinesen sicher zuerst versucht hatten, direkt mit dem Professor in Kontakt zu treten. Erst als dies nicht gelang, waren sie wohl mit der Organisation von Dr. Hing ins Geschäft gekommen. Maille bezweifelte indes, dass die Chinesen Hing ganz direkt beauftragt haben könnten, Koslow zu entführen. Sehr viel wahrscheinlich war es doch, dass Hing noch andere, eigene Interessen verfolgte – auch wenn die Hintergründe für Maille derzeit noch im Dunkeln lagen. Offensichtlich auf jeden Fall war bei den Verhandlungen zwischen dem Chinesischen Geheimdienst und der Organisation von Dr. Hing etwas schief gegangen.

Ren Zilin brachte die Salate und blieb dann neben dem Tisch stehen. Sie hatte die etwas unangenehme Angewohnheit, Maille aus nächster Nähe beim Essen zuzusehen. Und je besser sie sich kannten, desto näher stand sie – demnächst, dachte Maille, wird sie mir noch den Löffel oder die Stäbchen führen.
«Schmeckt es», fragte sie – und fast schien es Maille, sie kaue mit ihm auf dem Schweinsohr herum. Dann fiel ihr Blick auf die Karte: «Seltsam nicht, wenn man daran denkt, dass das Observato-rium einst weit ausserhalb der Stadtmauern lag – und heute…»
«Wie heute?», röchelte Maille während er versuchte, eine Korianderzweig daran zu hindern, ihm ganz den Hals runter zu rutschen.
«Ich meine das ist jetzt mitten in der Stadt.»
«Was ist mitten in der Stadt?»
«Das Observatorium!»
«Aber welches Observatorium denn?»
«Na dieses hier», sagte Zilin und deutete mit ihrem Zeigefinger auf die Karte, die vor Maille auf dem Tisch lag und eben den ersten Spritzer Sauce abbekommen hatte.
«Ich dachte ich hätte diesen Globus am Flughafen gesehen.»
«Das glaube ich kaum. Das Original jedenfalls steht hier in der Stadt, in Gu Guanxiangtai – dem alten Observatorium bei Jianguomen»
«Bist du sicher?»
«Ja, schau doch – hier im Hintergrund sieht man doch die roten Wände der Pavillons, in denen sie Ausstellungen über unsere Astronomie zeigen. Ich glaube wir waren auch die ersten auf dem Mond.»

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