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Bangkok, Khlong Mon

Szene 6

Richtig schwedisch sah Jansson nicht aus. Auf jeden Fall war sie nicht blond – und das war nach Mailles Vorstellung eine Art Grundvoraussetzung für ein schwedisches Aussehen. Aber sie hatte etwas tiefgründig Schweigsames, das an Wikinger denken liess, die mit einem Bier in der Hand und einem Pfriem in der Backe über ein ebenso unbewegtes wie nebelverhangenes Meer auf das Ende der Welt zu segeln – ohne eine Mine zu verziehen, eingerüstet in der Gewissheit des Protestanten, der sich nie falsche Hoffnungen macht.

«Es ist schön hier», sagte Jelena Jansson irgendwann. Das war ein Anfang, eine kleine Erwärmung des zwischenmenschlichen Klimas. Ein Ende der Eiszeit war damit zwar noch nicht in Sicht – und wahrscheinlich hätte Maille genauso gut versuchen können, als Tannbaum in einer Schneelandschaft durchzugehen.

Maille hatte es nicht sonderlich eilig. Bangkok war nicht der schlechteste Ort, sich in seiner Arbeitswut ein wenig bremsen zu lassen – und im Verlauf der kommenden Tage würde die Schwedin sicher irgendwann den Mund aufmachen. Er beschloss, ihr Zeit zu lassen.