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Bangkok, Küche von Raina und Gobli

Szene 9

«Dann wissen wir ja auch, wo Koslow festgehalten wird.»
«Leider nicht, nein», räumte Mercier ein und es tönte nicht sehr stolz: «Unser Mann vermutet zwar, dass er mit dem Tross von Hing unterwegs ist – gesehen aber hat er ihn noch nicht, sagt er».
«Sagt er, hm. Wie haben wir unseren Mann eigentlich bei Hing eingeschleust?»
«Gar nicht.»
«Gar nicht?»
«Nun, er hat sich uns als Informant angeboten, ein Überläufer quasi. Und ein echter Glücksfall für uns. Deshalb nennen wir ihn auch Aral, Agent Aral.»
«Aral?»
«Ja, wie der Engel.»
«Hiess der nicht Ariel?»
«Wieso Ariel?»
«Ich dachte bloss. Und warum ist er übergelaufen?»
«Das haben wir uns natürlich auch gefragt. Wir wissen es nicht genau. Aber da muss etwas zwischen seiner Schwester und Hing vorgefallen sein. Er handelt aus Rache.»
«Ja, Rache ist gut – und Schwestern sind oft ein Problem. Wie kann ich mit dem Mann in Kontakt treten?»
«Gar nicht.»
«Schon wieder?»
«Er schickt uns verschlüsselte GPS-Koordinaten, die wir dechiffrieren und an sie weitergeben. An den so bestimmten Orten werden sie dann seine Nachrichten finden – auf Banknoten, denn die sind wetterfest.»
«Das kommt mir irgendwie bekannt vor – aber ist das nicht etwas kompliziert?»
«Wir sind schliesslich ein Geheimdienst!»
«Schliesslich, stimmt. Dann reise ich also vorerst einfach dem Tross von Hing hinterher und suche dann und wann in irgendeinem Busch nach einer Banknote?»
«Haben Sie eine bessere Idee?»
«Ich könnte heimkehren und zwecks Erhalts des Weltfriedens einen Kalbskopf kochen – mitsamt Vinaigrette für die Ökumene.»
«Vinaigrette?»
«Ja, Sie haben recht. Wahrscheinlich nehme ich doch besser den Weg des Kapitals.»