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Dakar, Place de Soweto (IFAN)

Szene 19

Es gehört zu den Angewohnheiten des Bösen, dass es alles Edle in Verruf bringen will – meist dadurch, dass es den Agenten des Guten schändliche Taten unterstellt, die es natürlich selbst begangen hat. Wo es dem Guten nicht gelingt, solches zu vereiteln, nimmt die Geschichte einen von diesem Missverständnis bestimmten Verlauf. So lautet die Regel. Auch wenn Hektor Maille nicht wusste, wie die drei Papierkugeln in den Sumpf von Hann gelangt sein mochten, er kannte nun ihre Bedeutung: Die Schergen von Dr. Hing, da war er sich sicher, planten ein Attentat auf Abdoulaye Wade, auf den Präsidenten Senegals. Und bestimmt sollte die böse Tat ihm angelastet werden – so war das doch immer. Der Zeitpunkt für ein Attentat war ideal, wurde Wade doch zur Eröffnung der Kunstbiennale von Dakar im Garten des Institut Fondamental d'Afrique Noire (IFAN) erwartet. Als Maille das Gelände des IFAN an der Place de Soweto betrat, waren die Eröffnungsfeierlichkeiten bereits in vollem Gang: Trommler in traditionellen Kostümen schlugen mit Elan auf ihre Instrumente ein, Schulklassen standen bereit, sich auf Befehl zum Willkommenschor zu formen – Tänzerinnen wiegten ihre Hüften durch die Luft des Morgens. Amtlich bestellte Ausgelassenheit, überall.