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Alsace Riesling Régine Zimmer Grand Cru Schoenenbourg 2009

Von aussen unbewegt riecht der Wein nach Honig und einer sehr reifen, gelbfleischigen Melone – nach Zuckerbonbon oder gar Zuckerwatte. Mit der Bewegung kommt etwas Frisches dazu, doch der Duft bleibt sehr lieblich, sehr freundlich – und etwas flach. Auch im Mund ist der Wein süss und bonbonhaft, trotz einer präsenten Säure. Die Würze könnte von einem etwas verblassten Lebkuchen stammen oder von einem sehr süssen Apfel, einer sehr reifen Reinette. Das Aroma bringt die Gedanken immer wieder in den Bereich Jahrmarkt, zu jenen Buden, die da Süssigkeiten verkaufen – zu Verkäuferinnen mit rosafarbenen oder hellblau und weiss gestreiften Blusen.

Meine Mutter hatte sich heute schön gemacht, um mit mir auszugehen – in den botanischen Garten von Brüglingen bei Basel. Sie hat trotz der Hitze auch ihren Mantel mitgenommen, um unauffällig die Schläuche und Kabel zu verdecken, die sie mit den Maschinen und Plastiktüten, den Messgeräten und Pumpen verbinden, die sie in einem Rucksack mit sich herumträgt. Ich weiss nicht, wie viel sie von den Pflanzen wahrgenommen hat, an denen wir vorbei gegangen sind, etwa von den tausend verschiedenen Düften des Salbei. Es schien mir, als habe sie etwas auf den Lippen, als wolle sie mir etwas sagen. Dann stiess mein Bruder zu uns. Wir sassen im Café. Er ass ein Joghurt-Eis, sie trank ein Schweppes mit Zitrone, ich den tausendsten Kaffee des Tages. Es kam mir vor, als betrachte sie uns wie die Ernte ihres Lebens – doch wisse sie im Moment nicht, wie sie einzufahren sei. 

Der Wein bleibt hartnäckig im Bereich des Jahrmarkts – auch im Nachhall ist er süss, ein leicht ätherisches Bonbon. Wenn ich ganz fest kaue, dann habe ich da auch plötzlich Birne im Mund – keine reale Birne, aber so etwas wie die Essenz von Birne, Birnenschnaps vielleicht oder eine Eiscreme mit industriellem Birnenaroma oder genauer noch eine der kleinen Flaschen mit dickem Birnen-Konzentrat, wie sie die Italiener so lieben.

Getrunken am Sonntag, 28. August 2014 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft in «La Maison Zimmer» in Riquewihr (€ 19 im August 2014).

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