Singapur liegt wenige Kilometer über dem Äquator, dem grossen Gleichmacher, und damit gerade noch in der «aufrechten Welt». So nahe am Scheitelpunkt des Weltpansens weiss man schon wegen der Hitze manchmal nicht recht, wo einem eigentlich der Kopf steht. Wenn man Love H Kiri glaubt, braucht man sich darüber indes kaum zu wundern: «Im alten Europa geht man mit erhobenem Haupt durch den Tag und weiss die Füsse fest auf dem Boden. Im fernen Australien – und Australien ist immer fern, selbst in Australien selbst – baumelt der Mensch notgedrungen mit dem Kopfe nach unten durch Zeit und Raum. Daher auch der rosige Teint, der jeden ereilt, der sich über einen längeren Zeitraum dort aufhält. Im Zwischenbereiche aber, wo sich das Aufrechte und das Abrechte treffen, da kann sich ein jeder halten wie er will. Daher leben sie Menschen dort auch in einem grossen Durcheinander und es eint sie allein die Sprache der Konfusion. Selbst wenn die mit den Händen reden, meinen sie im Grunde die Füsse.»
Love H Kiri: «Von der aufrechten und der abrechten Welt». In: «Wie schön wäre Paris ohne die Franzosen». Sentores: Maisonneuve & Duprat, 2009.
First Publication: 13-2-2012
Modifications: 18-6-2013