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Während der getrocknete Naga-Jolokia (oben) leuchtend orange-rot ist, kommt der geräucherte Chili eher dunkelbraun daher.

Naga-Jolokia-Chili

Capsicum chinense

Der Naga-Jolokia (auch Bhut-Jolokia oder in den USA ghost chili genannt) ist eine Zuchtform von Capsicum chinense und stammt aus dem Nordosten Indiens, wo er vor allem im Nagaland verbreitet ist. Laut Messungen sollen einzelne Exemplare Werte mehr als einer Million Scoville-Einheiten erreichen, weshalb der Chili 2006 als schärfster Chili der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Die Pflanze wächst gut 1 m hoch und bringt 5 bis 7 cm lange Früchte hervor, die zunächst grün sind und zur Reife von dunkel leuchtendem Rot. Die Früchte besitzen meistens eine leicht schrumpelige Oberfläche, die sich beim Trocknen noch verdichtet. Die Erntezeit des Chilis fällt noch in die Monsumzeit. Man liest deshalb gelegentlich, dass der Chili wegen des feuchten Klimas zur Erntezeit nicht getrocknet, sondern eingelegt oder geräuchert wird. Auf den kleinen Marktständen von Kohima, der Hauptstadt des Nagalandes, haben wir im März 2012 sowohl getrockneten wie geräucherten Chili gefunden – während der getrocknete leuchtend orange-rot war, war der geräucherte eher dunkelbraun. Beide Naga-Jolokia waren – im Unterschied zu den gewöhnlichen Chilis, die offen verkauft wurden – in kleine Plastiktüten eingeschweisst, vielleicht zur Bewahrung des Aromas oder aber wegen der Schärfe. Laut Sushna vom Hotel «Razhü Pru» in Kohima wird der Chili in der Regel einfach getrocknet und nur selten geräuchert.

Die Schärfe des Chilis ist legendär. Mit einem Naga-Jolokia soll man zwei Tage lang das Essen einer ganzen Familie würzen können. Und das indische Rüstungsministerium soll gar einen Wirkstoff aus diesem Chili testen, der bei Unruhen als Alternative zu konventionellem Tränengas eingesetzt werden kann.

Im Nagaland wird sehr viel mit Chili gekocht – wann genau der Naga-Jolokia dabei zum Einsatz kommt, ist schwer zu sagen. Aber wahrscheinlich dürfte das Akhuni-Chutney nebst fermentierter Sojapaste, Zwiebeln, Ingwer und verschiedenen Kräutern auch etwas Naga-Jolokia enthalten. Und auch im Schweinefleisch mit Bambussprossen, einem Standard der Naga-Küche, glaubt man spuren des Chilis zu entdecken.  Von milder Schärfe war indes das Chutney, das uns im Restaurant «King Chilly» in Guwahati als Produkt aus Naga-Jolokia und Senföl vorgesetzt wurde. Und auch im «Bhut-Jolokia» in Guwahati war das Essen trotz des Namens des Lokals so mild, dass König Chili da wohl nirgends seine Finger in Spiel hatte. Im Nagaland sind all Speisen mit einiger Selbstverständlichkeit scharf bis sehr scharf – ausserhalb scheint dies nicht mehr der Fall.

Wir haben auch Naga-Jolikia mit nach Hause genommen und verkocht – sie waren unterschiedlich scharf. Meist reichte aber ein halber Chili aus, einem Schmorgericht für 6 Personen eine anständige Schärfe zu geben. Für das Verarbeiten der Chilis haben wir uns Latex-Handschuhe besorgt.

Ausserordentlich scharf

Verkostungen im März und April 2012 in Zürich. Naga-Jolokia, gekauft auf dem Markt von Kohima.

Ein Marktstand in Kohima verkauft nebst Reiswein, Ingwer, Knoblauch und anderen Gewürzen auch Naga-Jolokia-Chili, eingeschweisst in kleine Plastiktüten. (März 2012)

First Publication: 18-4-2012

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