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Das «Dibru» liegt im zweiten Stock eines nicht uncharmanten, doch wenig einladend wirkenden Gebäudes im Herzen von Les Balcons de la Bandole.
Blick an einem grossen Baum vorbei aufs weite Meer hinaus.

Das Restaurant Dibru

Wer sich im Zentrum von Les Balcons de la Bandole nach einem guten Restaurant erkundigt, wird fast immer zum «Restoran et Trinkri Dibru» geschickt. Das Lokal liegt in einem Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert, das von Aussen ebenso hübsch wie leicht heruntergekommen wirkt. Die «Trinkri», eine Art Bar, existiert nicht mehr – an ihrer Stelle im Parterre betreibt heute ein Samenhändler sein Geschäft. Im ersten Stock war früher eine Terrasse eingerichtet, auf der sich an heissen Tagen luftig speisen liess – heute herrscht hier gähnende Leere. Kaum zu glauben, dass hier überhaupt ein Restaurant existiert. Wer indes seine Zweifel überwindet und sich bis zum zweiten Stock vorwagt, der tritt dort in einen überraschend nüchtern eingerichteten Speisesaal, durch dessen Fenster man über Teile der Stadt und weit in die Landschaft hinaus blicken kann.

Das Lokal müsste eigentlich «Kap» oder «Kardamom» heissen, denn alles dreht sich in dieser Küche um das berühmte Gewürz der Gegend, das «Kap de la Bandole». Der Name Dibru erinnert laut dem «Guide Dismin» an das Pferd des ersten Besitzers und Kochs, das offenbar rechnen konnte – oder dem Restaurateur auf jeden Fall mit seinen Künsten zahlreiche Gäste bescherte. Moti Mahal, der das Restaurant seit Mitte der 1990er Jahre als Koch und Geschäftsführer betreibt, hat eine solche Werbung nicht mehr nötig: «Monsieur Mahal singt das Hohe Lied des Kardamoms – und er singt es so, dass wir Strophe um Strophe einstimmen möchten und es einzig bedauern, dass unser mit Würze gefüllter Magen irgendwann keinen Refrain mehr zulässt» – so schwärmt jedenfalls der «Guide Dismin».

Ein Essen im «Dibru» beginnt zum Beispiel mit einer mit Kardamom gewürzten Spinat-Joghurt-Suppe – oder mit einem Stück Lachs, das in einem mit Kardamom und Rosen aromatisierten Zitronenjus ‹gekocht› wurde. Vegetarier bestellen dann zum Beispiel den Frischkäse in einer scharfen Tomaten-Kardamom-Sauce (Rezept) und dazu einen erfrischenden Kardamom-Koriander-Quark. Karnivoren laben sich zum Beispiel an dem persisch inspirierten Lammfleisch in Mandel-Kardamom-Sauce. Natürlich spielt Kap auch beim Dessert die erste Geige – zum Beispiel in einer mit Kardamom gewürzten Mousse aus weisser Schokolade. Es gibt einen Karottenkuchen mit Kardamom (Rezept) zu probieren oder eine Art Mango-Lassi mit Kardamom-Infusion. Zum Schluss, natürlich: Kaffee oder Tee, mit dem Haussamen gewürzt.

Wenn man nach einem Essen im «Dibru» das Haus verlässt und von draussen nochmals einen Blick zurück wirft, dann wundert man sich jedes Mal ein wenig darüber, wie man in einem so heruntergekommenen Gebäude so viel Gaumencharme erleben konnte.

Frischkäse in würziger Tomatensauce (rechts), schneeweisser Kardamom-Koriander-Quark und andere Köstlichkeiten auf einer Tafel im «Dibru».

Rezepte aus dem «Dibru»

Siehe auch

First Publication: 25-4-2012

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