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Enea Babilas letzte Reise führte ihn in das Mekong-Delta, von wo er diesen Hut aus Reisstroh zurückbrachte. Der grüne Seidenmantel hätte ein Geschenk für seine Freundin Marie werden sollen, die sich jedoch bei seiner Rückkehr «anders orientiert» habe, wie Enea sich ausdrückt.
Urwald mit Bananenstauden und Häusern, Junge mit Fahrrad.

Enea Babila – der «Hofdichter»

Im Scherz bezeichnet sich Enea Babila selbst gerne als «Hofdichter» – denn der passionierte Schreiber ist im Brotberuf Sesambauer mit eigenem Hof in Chitwouj, genauso wie sein Vater und sein Grossvater es waren. Er ist Mitglied der Kooperative PROCH (Producteurs de Chitwouj), die den besten Sesam der Insel produziert. «Natürlich macht so ein Hof viel Arbeit. Aber wenn man keine Schulden hat, dann kommt man mit relativ wenig aus, muss also auch nicht ständig vergrössern und hat folglich immer wieder Zeit für andere Dinge. Ich lasse auf meinen Feldern vieles einfach geschehen – das spart mir Zeit und Geld, auch ist es sicher besser für das Land. Meistens geht die Sache gut aus.»

Oft sieht man Enea Babila auf einem Baumstamm oder einem Stein sitzen – ein Buch auf den Knien, darauf ein Blatt Papier und in der Rechten ein Bleistift. «Wenn sich etwas vor mir verschliesst, dann schreibe ich einfach darüber – und mit jedem Satz, den ich formuliere, wird alles viel klarer. Meistens jedenfalls. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Dinge öffnen, wenn man sie anspricht – etwa indem man schreibend über sie nachdenkt. Das mache ich vor allem auch auf Reisen so, wo es ja vieles gibt, was man nicht versteht, das einem verschlossen scheint. Schreibend trage ich so eine Art Schatz zusammen, der immer grösser wird – und nehme dabei doch niemandem etwas weg.»

Sätze, die Dinge öffnen, das erinnert an magische Formeln, wie sie in Märchen und Legenden vorkommen – eine Assoziation, die Enea Babila durchaus entspricht: «Mein Leben ist wie ein Märchen, durch die Sprache nämlich wird es dazu. Sie macht aus dem Banalen etwas Ungewöhnliches, legt im Alltäglichen das Ausserordentliche frei – oder wenigstens das Unordentliche. Die Sprache stiftet Unruhe, wo sonst alles seinen gewohnten Gang gehen würde. Sie ist im Grunde genommen immer eine Art Zauberformel, die sogar Steine dazu bringt, sich zu öffnen und ihr Innenleben Preis zu geben. Was sonst hat diese Macht?»

Auch als Sesambauer, so behauptet Babila, lasse sich jede Routine dadurch unterwandern, dass man neue Gedanken zulasse und ungewöhnlichen Assoziationen Raum gebe: «Das Leben zwingt uns nicht, die Dinge immer wieder gleich zu denken – oft sind wir es, die das so wollen. Nur warum?»

Ein Mal pro Jahr, auch das ist ungewöhnlich für einen Bauern, reist Enea Babila für zwei bis drei Monate nach Asien, um dort die Küche einer jeweils anderen Region zu studieren – denn Enea ist auch ein begeisterter Koch und Forscher in Sachen Lebensmittel und Aromen. Während dieser Zeit lässt er sich von seiner Schwester Alba Babila auf dem Hof vertreten – einer jungen Frau, die das übrige Jahr hindurch als Kuratorin am Musée des Épices et Aromates (MEA) in Port-Louis tätig ist. Natürlich bringt Babila von diesen Reisen auch Rezepte mit nach Hause und neue Ideen für eigene Erfindungen wie seine lemusische Version einer Nudelsuppe, in der Sesam natürlich eine zentrale Rolle spielt (Rezept).

Im Vordergrund ein Speicher und im Hintergrund das Haus von Enea Babila im Zentrum des Dörfchens Chitwouj.
Blick für das Unordentliche: Enea Babila.
Rötliche Stromschnellen im Wald.

Siehe auch

First Publication: 31-8-2012

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