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Im Zentrum des Restaurants «Zen Garden» erhebt sich ein mächtiger Pagoden-Turm, in dem zahllose Buddhas sitzen – erstaunlich, dass ihnen das Lächeln bei dem im Restaurant servierten Einführungs-Menu nicht längst vergangen ist.

Restaurant «Zen Garden»

Das Restaurant «Zen Garden» (auf Karte anzeigen) an der Rue Turbot verspricht viel auf seiner Speisekarte: «Im Zen Garden werden sie erleben, dass die chinesische Küche von guter, von sehr guter Qualität sein kann», heisst es da auf der ersten Seite. Daran hatten wir, einigen schlechten Erfahrungen zum Trotz, im Grunde eigentlich nie gezweifelt. Mindestens ebenso hoch wie die Versprechungen sind allerdings auch die Preise: 55 F für ein Palast-Hühnchen – das ist ein stolzer Betrag. Für Zauderer bietet der Zen Garden deshalb eine Art Einführungs-Menu an, das mit 45 F für vier Vorspeisen-Müsterchen und 4 Hauptspeisen-Versucherchen verhältnismässig günstig daher kommt. Als wir es bestellen, zwinkert uns der Kellner einvernehmlich zu – was uns dazu verführt, zu den erwarteten Genüssen eine ganz besondere, eine etwas abenteuerliche Flasche zu bestellen. Wir ordern einen Bio-Wein aus dem Dörfchen Bashimudi in der Region Fangshan bei Peking, einen Château Bolongbao mit Jahrgang 2003. Der Wein ist tatsächlich überraschend gut mit einem holzigen Duft und einem herb-süssen, erdig-warmen Aroma, in dem wir Kirsche und Kaffee sowie Veilchen und etwas nasse Strasse nach einem plötzlichen Sommerregen ausmachen. Voller Vorfreude warten wir auf das Essen. 

Was uns jedoch dann aufgetischt – oder vielmehr ziemlich lieblos hingeschoben wird, geht in Nichts über das hinaus, was man noch beim billigsten China-Traiteur bekommt: Garnelenschwänze und Schweinefleischbällchen im Teig frittiert, zwei kleine Frühlingsrollen mit kalter, fast noch ein wenig gefrorener Gemüsefüllung und eine passable Kugel aus in Sesam gehülltem Krabbenfleisch – dazu die übliche, süss-saure Sauce. Als Hauptspeise frittiertes Hühnerfleisch süss-sauer, zähes Rindfleisch mit Bambussprossen aus der Dose, lieblos mit schwarzer Bohnensauce aus dem Glas übergossene Schweinefleisch-Spiesschen – und immerhin, als absoluten Höhepunkt des ganzen Mals, ein wirklich feines Stück Fisch, perfekt im eigenen, mit etwas Ingwer gewürzten Sud gekocht. Verrät sich da, was die Küche zu leisten vermag – oder ist der Fisch bloss ein Zufallstreffer? Zauderer, die ein Restaurant erst kennenlernen wollen, bevor die einen halben Wochenlohn für ein Abendessen liegen lassen, wird der Zen Garden mit diesem Einsteiger-Menu wohl kaum verführen. Der Tempel der chinesischen Kochkunst mag noch so voller Versprechungen sein – wenn die Schwelle zu hoch ist, bleiben die Gläubigen aus. Da nützt es auch nichts, dass das Lokal nach Prinzipien des Feng-Shui eingerichtet wurde und in seiner Mitte eine imposante, von zahllosen Buddhas besetze Pagode steht.

Restaurant Zen Garden. Rue Turbot. Geöffnet Montag bis Samstag von 11.30h bis 15h und 18h bis 24h. Betriebsferien im November. Tel. 01 73 78 12. Fax 01 73 78 14. Menu mittags 30, abends 45/75. A la carte 16/75 (140).

Hinweis zu dieser Seite

Die auf dieser Seite versammelten Informationen und Kommentare wurden zusammengestellt von der HOIO-Redaktion in Zusammenarbeit mit dem «Guide Dismin».

First Publication: 5-2006

Modifications: 18-2-2009, 30-9-2011