Die Chinesen von Port-Louis sind von Beginn an sehr gut organisiert. Bereits um 1900 gründen sie eine Art Quartierverein, der den Betrieb einer chinesischen Schule garantiert. Derselbe Verein beginnt 1920 mit dem Bau eines chinesischen Gartens (auf Karte anzeigen), der 1927 eingeweiht wird: Mit seinem Goldfischteich, seinen Pagoden, seinen Drachentoren und künstlichen Landschaften muss dieser Garten ein «kleines chinesisches Wunder» gewesen sein, wie Félicien Trebeau 1982 in einem Artikel in «Glas» schwärmte. 1990 allerdings brennt der Garten nieder – wer damals das Feuer gelegt hat, konnte bis heute nicht restlos aufgeklärt werden. An derselben Stelle südlich der Rue Tanguy entsteht wenig später ein neuer Garten, der 1993 eröffnet wird. Der Jardin Tú wird von einer hohen Mauer umgeben und von zwei steinernen Löwen bewacht.
Im Zentrum des Gartens liegt ein grosser Koi-Teich, der von Bäumen und kleinen Pavillons Umstanden ist. Die Pavillons sind mit farbigen Schnitzereien und zahllosen Landschafts-, Tier- und Pflanzenbildern geschmückt. Der Garten widmet sich dem Thema «Drei Freunde im Winter» – einem wichtigen Themas der chinesischen Kultur. Damit sind Föhre, Bambus und Winterkirsche gemeint – drei Pflanzen also, die auch dem Frost trotzen können. Auf einem Inselchen mitten im Garten sind die drei vereint. Zu der Insel kann man über eine Bogenbrücke oder über eine der typischen Zickzackbögen gelangen, die böse Geister abhalten soll (die können nämlich nicht im Zickzack gehen). Der Jardin Tú zählt mit seinen grossen alten Bäumen zu den ruhigsten und angenehmsten Orten der Hauptstadt.
First Publication: 11-2007
Modifications: 18-2-2009, 30-9-2011, 14-10-2012, 17-10-2012