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Direkte Kundenkontakte gehören mit zum Geschäft – Karin Lalib in der Küche des Hôpital du Parc in Port-Louis. Chili spielt hier auch in der Patienten-Küche eine gewisse Rolle.

CUB (Karin Lalib)

Dass Carin Lalib heute die wichtigste Chili-Produzentin von Santa Lemusa ist, verdankt sich nicht etwa einer familiären Tradition oder irgendeiner postpubertären Liebe zu rekordverdächtigen Scoville-Graden, sondern der Kunst – genauer der spanischen Malerei des 18. Jahrhunderts. Lalib kam 1965 in Gwosgout zur Welt und studierte zunächst Architektur an der Technischen Universität von Port-Louis. 1996-98 hängte sie ein Nachdiplomstudium in Kunstgeschichte an, das sie mit einer Arbeit über die Tomaten-Stillleben im Werk von Luis Eugénio Meléndez abschloss (eine gekürzte Version dieser Abhandlung wurde 2001 in der «Revue historique» publiziert: Carin Lalib: «L'apparition de la tomate dans la cuisine et dans la peinture européenne du 18ème siècle». In: «Revue historique», no. 68, 2001, S. 215-226).

«Während der Arbeit am Text zu den Tomatenstillleben überkam mich mehr und mehr die Lust, mit eigenen Augen zu erleben, wie eine Tomate wächst und was passiert, wenn sich eine Blüte in eine Frucht verwandelt.» Also verliess sie ihre Studierstube an der Rue Victor Hugo und mietet sich in einem Gartenhäuschen in Ada ein, das dem Grossvater einer Studienkollegin gehörte. Sie begann, ihre kunsthistorische Arbeit durch regelmässige Tätigkeit im Garten zu unterbrechen, was «eine unglaubliche Verbesserung meiner Denkfähigkeit bewirkte. Ich stellte fest, dass man gar nicht die ganze Zeit am Schreibtisch sitzen muss, um mit seinen Gedanken weiterzukommen. Ja auch ein Text kommt oft besser voran, wenn man mit einem Spaten die Erde umgräbt oder eine Schubkarre in Richtung Komposthaufen stösst.»

In diesem Garten entdeckte sie auch ihre Liebe zu einem ganz besonderen, in Ada überaus populären Gewächs: Chili. «Es hat mich fasziniert, dass man aus einen einzigen Pflanze eine solche Vielzahl an Früchten und Aromen gewinnen, so unterschiedliche Charaktere heranziehen kann – gefährliche und liebliche Typen, Bomben und Bonbons.»

Als der Grossvater der Studienkollegin wenig später starb, konnte sie seinen Garten übernehmen. Sie besorgte sich «reinliniges» Saatgut für «Papok», den Ur-Chili von Santa Lemusa – also Saatgut aus alten Gärten, die über Generationen ohne fremde Samen ausgekommen waren. Wenig später entdeckte sie auch «Piment Cancan», den Chili von Ada Christensen, und fühlte «eine gewisse Verwandtschaft zu der Tänzerin». Sie begann zu experimentieren und verschiedene Sorten miteinander zu kreuzen. Das Thema faszinierte sie sosehr, dass sie nach dem Ende ihres Studiums beschloss, sich ganz auf die Chili-Zucht zu konzentrieren. 1999 konnte sie verschiedene Gärten in der Gegend von Ada pachten, einzelne Parzellen auch kaufen, und begann konsequent sowohl «Papok» wie auch «Piment Cancan» anzubauen – und zwar ausschliesslich mit eigenem Saatgut. Ausserdem entwickelte sie durch Kreuzung neue Sorten – vor allem eine kleinfruchtige, besonders scharfe Sorte, der sie den schönen Namen «Krot Kriket» gab.

2003 gründete Carin Lalib die Firma CUB («Capsicum ultimum bonum»), unter deren Label sie fortan ihre Produkte auf den Markt brachte. Durch ihre konsequente Arbeit erreichte sie, dass der «Papok» aus Ada, der «Piment Cancan» und auch ihre eigene Erfindung 2009 mit einem AOC-Zertifikat ausgezeichnet wurden.

Neben ihrer Arbeit als Chili-Produzentin wirkte Carin Lalib aber auch immer wieder in stadtplanerischen Kommissionen mit und wurde verschiedentlich auch mit der künstlerischen Gestaltung von Plätzen in Port-Louis, Gwosgout und Les Balcons de la Bandole betraut. 2004 realisierte sie ausserdem im Musée des Épices et Aromates von Port-Louis eine Ausstellung zur Geschichte des Capsicum. Unter dem Titel «Live-Art – la performance du Chili» interessierte sich die Schau vor allem auch für die Frage, warum der Mensch – im Unterschied zu allen anderen Tieren – überhaupt scharfe Speisen zu sich nimmt.

Krot Kriket heisst diese kleinfruchtige, besonders scharfe Sorte, die Carin Lalib selbst gezüchtet hat.
Die drei scharfen Grazien aus Ada: Papok, Piment Cancan und Krot Kriket.

Rezepte mit Chili aus Ada

Siehe auch

First Publication: 29-10-2012

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