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«The Kerala Kitchen»

Das Buch von Lathika George wirkt wie aus einer anderen Zeit, was zum Teil auf die oft etwas altertümlichen Schwarzweissfotos und die stilistisch wie qualitativ sehr unterschiedlichen Skizzen zurückzuführen ist (einige der Zeichnungen sind auf eine hübsche Art naiv, andere einfach nur unbeholfen). Vielleicht hängt dieser Eindruck aber auch mit einer gewissen Melancholie zusammen, die viele der Texte prägt. Immer wieder manifestiert sich die Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit, als noch im ganzen Staate nur Holzfeuer glommen und grosse Boote mit weissen Segeln vor Kochi ankerten, um Pfeffersäcke an Bord zu nehmen…

Das Buch beginnt mit einem Kapitel zu den syrischen Christen von Kerala, deren Geschichte Lathika George wie folgt beschreibt: «As legend has it, the upper caste Brahmins of Palur were converted after a miracle, whereby Mar Thoma (Saint Thomas) suspended water in midair as a testimony of his faith. Most of these early Christians followed the ancient Eastern Nestorian faith and were known as Malabar Christians until the advent of a Syrian merchant - Thomas of Canaan - who arrived in Muziris with four hundred Syrians, including several priests and a bishop. The Syrians were welcomed by the local Malabar Christians as the countrymen of Jesus and Saint Thomas. The two communities eventually intermarried and merged to become Syrian Christians, now recognized as one of the oldest Christian communities in the world.»

Es folgt ein längeres Kapitel, in dem sich die Autorin an einen Tag im Haus ihrer Grossmutter in Kanjirapally erinnert. Dann geht es zur Sache mit einigen Seiten über die Küche von Kerala, deren Kochmethoden und Gerätschaften. Im Kapitel über die «Syrian Christian Cuisine» lesen wir «The cooking traditions of the Syrian Christians of Kerala show the influence of Arab, Chinese, Malay, Dutch, Portuguese, and Syrian cultures, along with ancient Hindu cooking practices.» Wir erfahren auch, dass in dieser Küche Fisch und Meeresfrüchte, Huhn und Rind eine zentrale Rolle spielen – derweilen Schwein und Ente nur zu feierlichen Anlässen zubereitet werden. Reis ist das Grundnahrungsmittel und Kokosnuss kommt in allen Formen und überall vor: «Coconut in its various forms-fresh, ground, roasted, or as coconut milk is used in most recipes. Coconut oil, the preferred cooking medium, complements and adds to the unique flavor of Malayali cuisine.»

In weiteren Kapiteln beschäftigt sich die Autorin mit den Würzmitteln dieser Küche und der traditionellen Zubereitung von Pasten, Mischungen etc. Nach einigen Seiten zum Thema Kokosnuss beginnt der Teil mit den Rezepten, der indes immer wieder von thematischen Texten unterbrochen wird, die sich «Traditional Paddy Cultivation», Fisch-Legenden, rituellen Bädern, Pickle-Shops, festlichen Anlässen, religiösen Bräuchen etc. auseinandersetzen.

Die rund 100 Rezepte selbst scheinen gut recherchiert, auch hat die Autorin wohl die meisten Speisen wenigstens ein Mal selbst gekocht (was bei Kochbüchern überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist). Das kann man auch aus ihren Einführungen zu den einzelnen Rezepten schliessen, die oft wertvolle Informationen enthalten. Bilder der Speisen fehlen indes gänzlich – woran man auch merkt, dass das Buch nicht in einem professionellen Studio entstand, sondern eher aus einer privaten Küche heraus gewachsen ist. Etwas ungewöhnlich ist, dass Lathika George immer zuerst das Prozedere beschreibt – und erst dann die dafür nötigen Zutaten auflistet.

Auch wenn es grafisch keine Freude ist, bietet das Buch doch, gewissermassen aus einer familiären Perspektive heraus, eine reiche Einführung in die Küche der Syrischen Christen von Kerala.

Lathika George: «The Kerala Kitchen: Recipes and Recollections from the Syrian Christians of South India». Mit Illustrationen von Latha George Pottenkulam. New York: Hippocrene Cookbook Library, 2009. Das Buch liegt auch als elektronische Ausgabe vor – die Umsetzung ist indes sehr nachlässig gemacht, so sind etwa die Zutaten-Listen und einige der Indices als Bilder und nicht als durchsuchbarer Text implementiert.

First Publication: 11-6-2013

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