D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

«Indische Currys»

Bücher über indische Currys gibt es wohl mehr noch als Garküchen in Delhi. Das Curry-Buch von Camellia Panjabi aber unterscheidet sich in drei Punkten von der Konkurrenz.

Erstens hat die Autorin einen ziemlich systematischen Zugang zum Thema, versucht sie die Mechanik einer Curry-Zubereitung aufzuschlüsseln. Nach einführenden Texten zu den kulinarischen Landschaften Indiens und zur Philosophie der indischen Küche klärt sie zunächst die Frage «Was ist eigentlich ein Curry?» – S. 21: «Der Ursprung des Wortes ‹Curry› scheint auf ein Fleisch- oder Gemüsegericht hinzuweisen, das mit Reis gegessen und als Hauptgericht einer Mahlzeit serviert wird.» Später vergleicht sie die Indische Küche mit der Musik Indiens und kommt zum Schluss, dass das Kochen von Currys ein «geeignetes Feld zum Improvisieren» ist. Auf den folgenden Seiten versucht Panjabi dann, ihren Lesern das nötige Basiswissen für eine solche Improvisation zu vermitteln. Sie spricht von den grundlegenden Elementen für die Zubereitung eines Currys und ordnet häufig verwendete Zutaten nach funktionellen Gruppen: Bindende Zutaten, Färbende Zutaten, Säurende Zutaten, Gewürze für den Geschmack und für das Aroma (diese Aufteilung ist allerdings etwas schwierig), Frische Kräuter und Gewürze, Chilis. Die einzelnen Ingredienzien werden mit Hilfe von Bildern und kurzen Texten vorgestellt und die ganzen Bemerkungen zur Mechanik noch einmal in einem «Curry-Fahrplan» zusammengefasst.

Zweitens fällt Panjabis Buch dadurch auf, dass es sich auf 50 Currys beschränkt, die indes gut eingeführt werden und deren Herstellung auch sorgfältig beschrieben wird – weniger ist eben oft wirklich mehr, zumal die 50 Currys sehr unterschiedlich sind und oft auch als Schlüsselgerichte einzelner Kochlandschaften des Subkontinents gelten können.

Drittens fällt das Buch auch dadurch auf, dass die Autorin sämtliche Rezepte selbst ausprobiert hat – das merkt man ihren Texten an, die sich ganz nahe am Kochprozess bewegen. Das ist gerade bei einem solchen Thema keineswegs selbstverständlich – viele Kochbücher gerade zu einem ‹billigen› und unverbindlichen Thema wie «Curry» entstehen in wüsten Copy-Paste-Verfahren.

Eher gewöhnlich sind die Abbildungen der 50 Currys, die ein eifriger Food-Stylist in barocker Üppigkeit inszeniert hat. Dem entspricht auch die Gestaltung des Buches, die ziemlich überladen wirkt, ist doch jede Seite mit einem anderen Dekor-Rand versehen. Doch vielleicht verrät sich darin auch nur, dass das Werk schon zu Anfang der 1990er Jahre erstmals auf den Markt kam – das waren eben in jeder Beziehung eher üppige Zeiten.

Camellia Panjabi: «Indische Currys. Die 50 besten Originalrezepte aus allen Teilen des Landes». München: Christian Verlag, 2003 [1. 1996. Englische Originalausgabe: London: Kyle Cathie, 1994].

First Publication: 13-6-2013

Modifications: