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Barbera d'Alba Cascina Luisin Maggiur 2011

Von aussen riecht der Wein unbewegt nach säuerlichem Kompott, ein wenig metallisch und ein wenig künstlich nach dunklen Früchten, wie man es von altmodischen Kaugummis kennt. Mit der Bewegung kommt ein fruchtiger Leder-Ton auf, dann feuchtes Holz und Himbeere, ein Spur Eukalyptusfrische. Mit der Zeit streicht eine Katze mit feuchtem Fell durchs Bild. Im Mund ist der Barbera bitter, süsslich-sauer wie eine gedörrte Zwetschge und leicht scharf, wir denken an Erdbeeren mit Pfeffer, kaum Tannine.

Von innen gerochen, schiebt sich eine starke Lakritze-Note in den Vordergrund. Alle Fruchtaromen sind darin wie Gefangene eingebettet, eindeutig vorhanden, aber wie hinter Gittern. Daran ist nichts falsch, wirkt ihr Zustand doch wie ein freiwilliger Arrest. Ähnlich fühlen wir uns manchmal durch bestimmte Vorstellungen gestaltet, bleiben unsere fruchtigeren Seiten hinter den Gitterstäben eines Wertesystems, das wir zweifellos selbst entworfen haben – ohne wirklich daran zu glauben. Man agiert immer nur zu seinem Besten – nur die Resultate, die sind nicht so. Vielleicht ist es ein Wunsch, vielleicht auch nur die Zeit, die diese dunklen Fruchtaromen dann doch allmählich mehr an die Bühnenkante zerrt – im Licht der Scheinwerfer erkennen wir reife Kirschen. Zugleich weicht die Lakritze einem dunklen Fleisch-, nein besser Eingeweide-Aroma, das an noch nicht ganz fertig geputzte Lammkutteln denken lässt. Ein glücklicher Schmutz, wie ihn das Leben zwangsläufig provoziert. Wir sind zu sauber, wir sind wirklich viel zu sauber.

Getrunken am Sonntag, 15. September 2013 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «L'Enoteca Liechti Weine» in Basel (Fr. 18.50 im August 2013).

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