Das Wallis* erstreckt sich entlang dem Tal der Rhone (im Oberwallis Rotten genannt) von der Grimsel bis zum Genfersee.* Der Kanton gehört zu den niederschlagsärmsten und sonnigsten Gebieten der Schweiz, weshalb für die steileren Lagen der Weinberge schon früh ausgeklügelte Bewässerungssysteme entwickelt wurden (über sogenannte Suonen, respektive bisses). Mit mehr als 5000 Hektare Rebfläche ist das Wallis der grösste Weinbaukanton der Schweiz.
Das Weinbaugebiet lässt sich geografisch in drei Zonen unterteilen: Im Unterwallis zwischen dem Genfer See und dem Rhône-Knie bei Martigny heissen die wichtigsten Weinbau-Gemeinden Vétroz, Ardon, Leytron, Chamoson, Saillon und Fully. Das Kernland des Walliser Weinbaus erstreckt sich auf dem nach Süden orientierten rechten Rhône-Ufer von Martigny bis Leuk – die wichtigsten Weinorte heissen hier Salquenen, Sierre und St-Léonard. Im deutschsprachigen Oberwallis liegen in Visperterminen oberhalb von Visp die angeblich höchsten Weinberge Europas.
Das Rhone-Tal steigt von 460 bis auf 630 Meter Höhe hinauf, die Weinberge von Visperterminen liegen dann sogar auf 1100 Meter über dem Meeresspiegel. Trotz diesen hohen Lagen schaffen die intensive Sonneneinstrahlung und die Auswirkung des Föhns gute Reifebedingungen. André Dominé fasst die verschiedenen Bodentypen wie folgt zusammen: «In Martigny und Fully sind die Böden kalkarm. In Leytron und Chamoson wachsen Reben auf Schuttkegeln. Schieferlagen gibt es in der Umgebung von Sion. Bis Salgesch und Leuk trifft man auf lehmarme, kalkreiche Böden.»
Kommerzieller Weinbau wird im Wallis erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs betrieben. Bis in die 1970er und teilweise sogar 1980er Jahre setzte man vor allem auf Massenproduktion und überschwemmte die Schweiz mit billigem Fendant (Chasselas) und Dôle (Gamay) und (Pinot noir). Dann begann man umzudenken, was sich auch in der 1993 erlassene AOC-Regelung niederschlug – gleichzeitig wurden einige Grand-Cru-Bezeichnungen etabliert. Heute werden im Wallis rund 50 verschiedene Rebsorten kultiviert – dazu gehören einige echte Walliser Spezialitäten.
Zu den Walliser Weisswein-Spezialitäten gehört die Petite Arvine, sie wird trocken oder als Spätlese vergoren und hat oft einen etwas salzigen Nachgeschmack. Die Amigne wird vor allem in Vétroz zu einem samtigen und leicht süssen Weisswein verarbeitet. In Visperterminen werden aus Heida (ein mutierter Gewürztraminer) reichhaltige Weine gekeltert, hier kommen auch noch Sorten wie Himbertscha oder Lafnetscha zu Ehren. Unter den nicht heimischen Weisswein-Sorten sind vor allem Johannisberg (Silvaner), Marsanne (im Wallis Ermitage) und Malvoisie (Pinot gris) von Bedeutung.
Mehr als die Hälfte des Walliser Weins ist rot, zwei Drittel davon sind Pinot noir. Insgesamt macht Pinot noir etwa ein Drittel der gesamten Walliser Rebfläche aus. Früher wurde der meiste Pinot noir mit Gamay zu einer Assemblage namens Dôle verschnitten. Dôle muss mindestens 51 Prozent Pinot noir enthalten und ein bestimmtes Minimum an Alkohol – sonst muss er als Goron verkauft werden. Heute wird Pinot noir auch oft reinsortig bereitet – vor allem die Pinot noirs von Salgesch sind berühmt. Seltener wird auch Gamay reinsortig bereitet. Von den alten Walliser Rotweintrauben wird Humagne rouge oft kultiviert, etwas seltener Cornalin. Auch Merlot und Cabernet Sauvignon werden angebaut, Syrah gewinnt n den letzten Jahren an Beliebtheit (vor allem um Chamoson).
Süssweine werden gern aus Marsanne gekeltert und vielfach nach Art von Sauternes ausgebaut.
Laut Dominé hat der Weinbau im Wallis «durchaus Parallelen mit den an Frankreichs Rhône-Ufern liegenden Weinbaugebieten».
* Wir beziehen uns in diesem Abschnitt vor allem auf das von André Dominé, Wolfgang Fassbender, Patrick Fiévez, Anthony Rose, Ulrich Sautter und Eckhard Supp geschriebene Wallis-Kapitel in dem grossen Buch «Wein» von André Dominé, S. 542 ff. Ebenso konsultiert haben wir den «Grossen Johnson» (Kapitel Wallis).
First Publication: 3-2-2014
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