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Valais Pinot noir Hurlevent Fils de Charles Favre 2012

Von aussen unbewegt riecht der Wein nach karamellisiertem Pfirsich und nach Backhefe, ein wenig nach Himbeerkonfitüre auch. Irgendetwas an dem Duft kommt mir exotisch vor. Die Bewegung spült zunächst nur eine etwas flache Kirschnote in den Vordergrund. Dann aber huschen Röstaromen nach, verbranntes Weissbrot. Vielleicht steht auch eine überreife Charantais-Melone da, gefüllt mit ein paar Tropfen Brennsprit, und darauf liegt ein Stück dunkle Schokolade, eher säuerlich als süss.

Im Mund ist der Pinot dicht, mit gut eingebundenen Tanninen, eher süss. Von Innen riecht er markant nach dem Saft dunkler und sehr reifer Kirschen. Es schwingt auch etwas leicht Verbranntes mit – ein erkalteter Grillrost? Oder geröstetes Brot? Der Wein hat etwas ungemein Gefälliges – ohne aber langweilig zu sein. Er hat nicht allzu viel Tiefe – aber seltsamerweise nimmt man ihm das nicht übel. Elegant scheint das treffende Wort.

Der Wein passt überhaupt nicht in diese Zeit, er hat ganz und gar nichts Weihnächtliches – eher gehört er in den Frühling. Er ist wie ein Körper, der erwacht, der sich seiner Schönheit bewusst wird, des Glücks, am Leben zu sein. Weihnachten ist die Zeit, in der sich der Mensch in engen Zelten zusammendrängt und Glühwein trinkt, er vergisst den eigenen Körper und kuschelt sich in den Leib seiner Entourage ein. Es ist die Zeit der Hütten, der Kindergefühle, des Glaubens. Gleichgültig, wie atheistisch man auch ist, Weihnachten ist das Fest des Glaubens, des Glaubens daran, dass eine Überraschung nicht auszuschliessen ist.

Getrunken am Donnerstag, 19. Dezember 2013 im Wasserzimmer meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «Möwenpick Wein» in Kloten (Fr. 19.50 im November 2013).

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