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Valais Pinot noir de Beuble Ardon 2012

Von aussen unbewegt riecht der Wein intensiv nach dunklen Kirschen, darüber schwebt ein exotisches Damenparfum – Ylang-Ylang oder doch Geranie? Mit Bewegung bekommt die Frucht eine leichte Erfrischung, nun fliegt ein feiner Rosenduft mit. Dann aber stellt sich die schwere Dame wieder an den Bühnenrand und wedelt mit ihrem parfümierten Foulard.

Im Mund ist der Wein rund und kompakt, mit wenig Tannin und gut eingebundener Säure. Die erste Note, die sich von innen aufdrängt, ist Lakritze, dann baut sich Kirsche auf, die mit der Luft zur gedörrten Weichselkirsche zerfällt. Im Untergeschoss irrt ein Vanillearoma herum, gehetzt von einer Kaffee-Note

Gestern hat mir mein Dermatologe zwei Muttermale am Hals entfernt, die ich beim Rasieren immer wieder verletzt habe – mit blutigen Folgen. Eben habe ich den Verband abgenommen und darunter die zwei zugenähten kleinen Löcher in meinem Fleisch entdeckt. Die Muttermale sind weg, tatsächlich – im Moment kommt es mir vor, als seien zwei Wegmarken aus der Landschaft meines Gesichts verschwunden. Werde ich in Zukunft überhaupt noch wissen, wo links und rechts ist? Und dann muss ich plötzlich an die «Nature morte à la tête de veau» von Sébastien Stoskopff denken, über die ich heute einen kleinen Text geschrieben habe.

Der Wein ist ein nobler Wandlungskünstler, ein Parfum-Zerstäuber, aus dem immer wieder andere Düfte in den Nasenraum gepufft werden – aber immer sind es eher schwere Damen-Parfums. Und jetzt legt er auch noch ein paar Lederriemen dazu.

Getrunken am Dienstag, 7. Januar 2014 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «Provins» in Sion (Fr.14.90 im Oktober 2013).

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