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«Das Kochbuch der verpönten Küche»

Das Buch enthält rund 50 Rezepte mit Leber, Kopf, Zunge, Herz, Hirn, Bries, Kutteln und Nieren von Rind, Kalb, Schwein und Lamm – ausserdem gibt es Kapitel zu Pferdefleisch, Froschschenkel, Aal, Kalmar, Austern, Schnecken, Pastinaken und Trüffel. Die Texte, kurze Einleitungen und einfache Handlungsanweisungen für die Küche, sind in dem für Siebeck typischen, leicht launischen Ton gehalten. Oft beginnen die Passagen mit einer Erinnerung des Autors oder mit der Beschreibung der selbst gemachten Erfahrungen mit dieser oder jener «verpönten Zutat» – das wäre nicht uninteressant, hätte Siebeck nur etwas mehr in die Sache investiert. «Ehrlich gesagt, habe ich dieses Rezept selber erst einmal ausprobiert» (S. 26) – solche Sätze geben einem das Gefühl, dass die Materie wohl nicht mit übertriebener De­tail­ver­ses­senheit zusammengestellt wurde.

Eigentümlich ist auch, wie sich der Autor immer wieder selbst Mut machen muss – oder anders gesagt, wie er sich selbst als einsamer Kämpfer auf dem Feld des Verpönten in Szene setzt. Das beginnt schon beim Vorwort (S. 8): «Selten sind ein Autor und sein Verlag so nachdrücklich davor gewarnt worden, ein bestimmtes Buch zu veröffentlichen, wie wir. Das Projekt einer Küche der Innereien schien allen Befragten so brisant und ein folgenreicher Volkszorn unvermeidbar. Zumindest, so wurde prophezeit, würden sich überall im Land unschuldige Leser schon in den Buchläden erbrechen, wenn sie das Buch zum ersten Mal in die Hand nehmen. Bei weiterer Lektüre, mahnten sie, drohe eine Ohnmacht mit traumatischen Folgen so wie jede Menge Schadensersatzklagen.» Irgendwie kamen uns solche Passagen doch ein wenig spiessig vor – auch wurden wir bei der Lektüre den Verdacht nicht los, dass da einer mehr Freude am eigenen Mut und kleinen Provokationen hat, als an der Sache selbst. Schade, Siebeck hätte doch sicher mehr zum Thema zu sagen.

Das Buch ist wie ein Lesebuch gestaltet und kommt wohl bewusst etwas altmodisch daher. Es enthält einige sehr sachliche Bilder von Innereien und weiteren Zutaten. Abbildungen der vorgestellten Rezepte fehlen (sieht man von ein paar klitzekleinen Polaroids am Ende des Buches ab, auf denen kaum etwas zu erkennen ist). Doch wen wundert das, wenn die Rezepte mitunter nur ein Mal ausprobiert wurden – schliesslich hat wohl auch Siebeck nicht Tag und Nacht einen Fotografen an seiner Seite.

Wolfram Siebeck: «Das Kochbuch der verpönten Küche». Berlin: Edition Braus im Wachter Verlag, 2008.

First Publication: 8-1-2014

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