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«Tim Tam Original» ist ein Biskuit mit einem milden Aroma, das angenehm zu essen ist – aber kaum einen Eindruck hinterlässt. (April 2014)

«Tim Tam Original»

Schokoladebiskuit von «Arnott's» – ein kulthaltiges Erlebnis zu Peter Polters Episoda 140317 Putty Road

Der Biss in ein «Tim Tam» ist eine eigentümliche Erfahrung – eigentümlich gerade weil dem Biskuit alles Eigentümliche fehlt. Es ist weder besonders süss noch knackig, weder hat es ein starkes Schokoladenaroma noch irgendeine andere markante Würze, weder ist es überraschend weich noch speziell hart, weder zäh noch zart, weder sonderlich cremig noch trocken… Es ist als habe man das Gewöhnlich selbst zwischen den Zähnen, den Keks ohne Eigenschaften.

Die Erfahrung steht in einem seltsamen Widerspruch zu dem Ruf, den das Biskuit hat, das als Teil der australischen Kultur gilt und immer wieder Gegenstand von Hymnen, Untersuchungen und statistischen Erhebungen ist. So sollen etwa laut dem Internet-Portal «Amazing Australia» viele «Aussies» bekennende «Timtamoholics» sein. Tatsächlich sind die «Tim Tams» zum Beispiel am Flughafen von Sydney fast ebenso allgegenwärtig wie die grossen Weine des Landes. Der «Tim Tam Thread» der australischen «Vogue» weiss, dass vierzig Prozent der Australier so besorgt um ihren Nachschub sind, dass sie die «Tim Tams» verstecken wenn Freunde oder Verwandte zu Besuch kommen. «Tim Tams» spielen auch eine Rolle im Rahmen von verschiedenen Ritualen – so gibt es etwa den «Tim Tam Slammer»: Man beisse beide Ende eines «Tim Tams» ab und sauge dann soviel Kaffee, Tee oder auch Likör wie möglich durch den Biskuit-Körper auf. Sobald der Keks zu bröckeln beginnt, ramm man sich das ganze Ding in den Mund. Wie das geht, zeigen auf dem Netz zahllose Videos (zum Beispiel diese Szene aus einer Fernsehshow). Eine der zahllosen Varianten dieses kleinen Spiels wird auf der Seite «Australia Online» auch als «Tim Tam Orgasm» bezeichnet.

«Tim Tam» wurde 1964 von der Firma «Arnott's» auf den Markt gebracht. Dieses traditionsreiche Unternehmen ging aus einer Bäckerei hervor, die der schottische Immigrant William Arnott 1865 in der Hafenstadt Newcastle (New South Wales) eröffnete. Erfunden wurde der Keks in den späten 1950er Jahren von Ian Norris, dem damaligen Director of food technology bei «Arnott's». In einem Artikel zum 50. Geburtstag des «Tim Tam» lässt Kate Midena auf der Nachrichtenseite www.news.com.au den Erfinder des Kekses zu Wort kommen: «The whole success of Tim Tams, and why it is so good, is the flavour of the crème in combination with the chocolate and the biscuit.» Benannt wurde das Biskuit nach dem Siegerpferd des Kentucky Derby von 1958 – eine Idee von Ross Arnott. Laut verschiedenen Quellen verschlingen die Australier heute pro Jahr etwa 400 Millionen «Tim Tams». Diese Masse wir in einer Grossbäckerei in Huntingwood bei Sydney hergestellt – auf einer Maschine, die bis zu 3000 «Tim Tams» pro Minute produzieren kann, wie www.news.com.au berichtet. Auf ihrer Webseite preist die Firma «Arnott's» den Keks als «The most indulgent chocolate biscuit» an. «Arnott's» ist heute eine Tochtergesellschaft der Campbell Soup Company of the United States.

Für Nicht-Australier sind «Tim Tam» zwei Lagen malziges Biskuit mit einer leichten Schokoladencreme dazwischen, eingehüllt in eine dünne Schicht fein texturierter Schokolade – und einem Geheimnis irgendwo, von dem man vielleicht nur Downunder richtig berührt werden kann.

Eine «Tim Tam»-Altar am Flughafen von Sydney. (März 2014)
Im Jahr 2014 feiert die Firma «Arnott's» gemeinsam mit halb Australien den 50. Geburtstag ihres erfolgreichsten Produktes.
Neben dem «Original» wird «Tim Tam» heute in diversen Varianten angeboten: «Double Coat», « Chewy Caramel», «Classic Dark», «White», «Honeycomb», «Mint Crisp», «Black Forest Delight», «Choco Strawberry», «Turkish Delight»…

First Publication: 6-4-2014

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