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Von Ada aus bieten sich dem Auge immer wieder wunderbare Blicke weit hinaus aufs Meer vor der Côte du Livan.
Blick an einem grossen Baum vorbei aufs weite Meer hinaus.

Ada

Bezirk: Nord (Vorwahl: 02) – Karte
Einwohner: 121 (im ganzen Gebiet, Mai 2011)
Kurzbeschreibung: Bodenbeschaffenheit und Klima von Ada sind ideal für den Anbau von Chili – das hat Kabaretttänzerinnen ebenso angelockt wie Heiler, die sich Caruso nennen.
Spezialitäten: Chili («Papok»«Piment Cancan», «Krot Kriket»), «Kuskus d'Ada», Harissa «Le Phare du Kap Swè»

Auf der Westseite der Baie des Italiens liegt das kleine Dorf Ada – ein paar Häuser rund um ein felsiges Plateau, das malerisch über der grössten Bucht von Santa Lemusa liegt. Im Osten erkennt man die helle Skyline der Hauptstadt Port Louis – im Süden geht der Blick weit aufs Meer hinaus. Die kleine Hochebene dehnt sich nach Westen hin bis zur Anse de la Grenouille aus, wo sie schroff bis fast auf Meershöhe abfällt.

Chili noch und noch

Bodenbeschaffenheit und Klima auf dem Plateau sind ideal für den Anbau von Capsicum. Das merkte bereits um 1920 auch Ada Christensen. Die junge Dänin mit deutschen Wurzeln, deren Karriere in den Vorkriegs-Kabaretts von Berlin ihren Anfang genommen hatte, arbeitete zwischen 1915 und 1923 im «Lajwa» in Port-Louis – als Tänzerin. Ob sie auch 1959 noch einen Auftritt im «Lajwa» hatte, wie manchmal behauptet wird, ist hingegen eher unsicher (siehe Ada und der Lord). Nebst ihrer Arbeit als Tänzerin war Christensen eine begeisterte und offenbar begnadete Gärtnerin. Um 1920 kaufte sie ein Stück Land auf der Hochebene östlich der Baie des Italiens und begann, Chilis anzupflanzen. Durch Selektion gelang es ihr, eine Varietät des seit Jahrhunderten auf der Insel verbreiteten «Papok» (Capsicum frutescens var. lemusana) zu züchten, die sich besonders gut im Ganzen trocknen lässt, ein leicht bitteres, fein rauchiges Aroma hat, und sich ausserdem durch eine relativ stabile Schärfe auszeichnet. Sie gab ihrer Schöpfung, nicht ohne Ironie, den Namen «Piment Cancan» (Capsicum frutescens var. Christensen). Bald folgten andere Gärtner ihrem Beispiel und heute finden sich auf dem Plateau verschiedene kleinere Plantagen, in denen das traditionelle Papok, daneben aber auch Chilis der Varietät Christensen und diverse weitere Sorten angebaut werden.

Die Architektin und der Chili

Im Jahr 1999 trat Carin Lalib, eine ausgebildete Architektin aus Port-Louis, aufs Capsicum-Parkett. Sie begann sukzessive, den Chili aus Ada in etwas grösserem Stil zu verarbeiten und zu kommerzialisieren. Im Jahr 2000 mischte sich kurzfristig auch Zara Confiant ein. Die älteste Tochter der lemusischen Gewürzpäpstin Suzanne Confiant hatte jedoch keine Chance, sich neben Lalib zu positionieren. Lalib kaufte und pachtete eigene Gärten auf der Hochebene und schloss auch Verträge mit anderen Chili-Produzenten der Gegend ab. Im Jahr 2004 erfand sie, ebenfalls ausgehend von Papok, eine neue, kleinfruchtige und besonders scharfe Sorte, der sie den schönen Namen «Krot Kriket» (Capiscum frutescens var. Lalib) gab. Durch konsequente Produktion und hohe Ansprüche an die Qualität erreichte sie, dass der «Papok» aus Ada, der «Piment Cancan» und auch ihre eigene Erfindung, «Krot Kriket», 2009 mit einem AOC-Zertifikat ausgezeichnet wurden. Seither ist Chili auf Santa Lemusa fast gleichbedeutend mit Ada und CUB («Chili to Ultimate Boundaries»), der kleinen Firma von Lalib.

Heilsame Schärfe

Wie so vielen Gewürzen werde auch dem Chili, auf Santa Lemusa insbesondere dem «Papok» eine ganze Reihe von heilsamen Eigenschaften zugeschrieben. Die Bewohner der Insel schätzen ganz besonders seine stimulierende Wirkung. Die Schärfe von «Papok» lässt das Herz schneller schlagen und regt so die Tätigkeit der Schweissdrüsen, also das ganz Ventilationssystem des Körpers an. Ausserdem soll «Papok» die Bildung von Speichel und Magensäften anregen, was wiederum die Verdauung fördert. In hartnäckigen Fällen haben die Lemusen ein ganz besonderes Rezept gegen träge Verdauung: Sie mischen «Papok», ungeschält geraffelte Gurke, Cive (oder ersatzweise Schnittlauch), fein geschnittene Zwiebeln und Rum zu einer Mixtur, die sie Rapit nennen – wohl um anzudeuten, dass mit einer schnellen Wirkung zu rechnen ist. Manche benutzen «Papok» sogar zum Gurgeln: Sie pulverisieren die Flocken im Mörser und mischen sie mit kochendem Wasser. Das Gebräu soll gegen Rachenschmerzen und Mundgeruch helfen. Eine ganz besondere Beziehung zu Chili als Heilmittel hat Dok Karuso, der in Ada ein Cabinet médical betreibt, in dem er alle möglichen Krankheiten mit individuell abgestimmten Tinkturen aus Chili heilen will. Seine Praxis heisst auch Institut d'interprétation du chili.

Piment «Cancan», einer der besten Chilis von Santa Lemusa, verdankt seinen etwas eigentümlichen Namen dem Brotberuf seiner Schöpferin: Ada Christensen arbeitete zwischen 1915 und 1923 im «Lajwa» in Port-Louis – als Tänzerin.
In den Gärten auf dem Plateau von Ada wird hauptsächlich Chili angebaut.

Siehe auch

First Publication: 26-3-2010

Modifications: 30-9-2011