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Egri Bikavér Reneszánsz 2008

Unbewegt riecht der Wein säuerlich, nach leicht vergorenen Früchten. Halten wir die Nase in eine ungelüftete Wohnung? Oder ist es eine geheimnisvolle Würze, die vor uns schwebt? Mit der Bewegung kommt etwas Frische hinein, nasse Steinfliesen, Pasta-Wasser, Pilze und die Schale von Roter Beete. Im Mund ist der Wein dünn, leicht sauer, diskret. Mit der Zeit können wir eine etwas staubige Kirschnote herauskauen – begleitet von leicht fauligen Erdbeeren.

Heute Schlag sechs Uhr abends hat die Stadt Zürich ihren «Böögg» verbrannt – einen Schneemann auf einem Scheiterhaufen, der schliesslich mit Wucht detonierte. Während des ganzen Prozesses galoppierten Reiter in historischen Kostümen um das Feuer – mal waren sie wie Soldaten aus den napoleonischen Kriegen gekleidet, mal beugten sie sich wie die Beduinen in «Lawrence of Arabia» über den Rücken ihrer Pferde. Überhaupt war die ganze Stadt heute in Verkleidungslaune: Nicht ohne Stolz trugen die Zunftmitglieder ihre Metzger-, Zimmermanns-, Weber- oder Fischerkostüme zur Schau - auch Postkutschen wurden durch die Strassen gelenkt, und in einer Ecke hinter dem Opernhaus protestierten Kamele mit verzweifeltem Röhren gegen den Regen, der ihnen das Fell schwer werden liess. Oder waren das verkleidete Mitglieder der Zunft zum Kämbel, in der traditionell Lebensmittelkrämer und Weinabfüller versammelt sind?

Das etwas schmutzige Aroma des Bikavér passt auf jeden Fall gut zu diesem Tag. Es ist ein Parfum wie aus einer anderen Zeit, als man noch nicht so genau steuern konnte, was in den Fässern geschieht – und der Chefönologe in den meisten Kellern der Zufall war.

Getrunken am Montag, 28. April 2014 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «Hungaricum Wine & Fine Food» am Flughafen Ferihegy Terminál 2 in Budapest (3200 Ft., Fr. 12.60 im November 2014).

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