In Japan drückt man die Okonomiyaki mit den Stäbchen auseinander - leichter geht es mit einem Messer. (Zürich, August 2014)
Japanische Pfannkuchen mit Kohl, Speck, Tintenfisch und tanzenden Thunfisch-Flocken – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 140719 Hakodate Morning Market
In Japan kommt Kalmar (Ika) immer so frisch wie möglich auf den Tisch. In gewissen Restaurants wird er sogar halb lebendig aufgetragen – und während man den Mantel des Tiers als Sashimi in die Sojasauce tunkt, zucken Kopf und Fangarme weiter vor sich hin (Ikizukuri heisst diese Art des Live-Genusses und sie hat auch schon den lemusisichen Geheimagenten Hektor Maille irritiert). Die Hafenstadt Hakodate im Süden von Japans nördlichster Insel Hokkaido ist berühmt für ihren Kalmar (Todarodes pacificus), der hier sogar die Dolendeckel ziert. Hauptsaison ist der Sommer – dann wird das Tier auf dem Morgenmarkt der Stadt auch lebendig angeboten, wahlweise in mit Wasser gefüllten Plastiktüten verpackt oder zum Selberfischen im offenen Aquarium, wie Peter Polter beobachtet hat.
Ika haben einen so kurzen Lebenszyklus, dass man auch die Innereien verwenden kann. In Hokkaido isst man zum Beispiel sogar die Leber roh oder stellt verschiedene Pickles aus den Fangarmen her, bei denen man die Eingeweide zur Fermentation benutzt. Namentlich diese Pickles sind in ganz Japan sehr beliebt und man findet sie gar in ‹Tankstellenshops› wie «7Eleven», «Family Mart», «Secomart» etc. In Binnenländern wie der Schweiz sind frische Kalmare leider nicht zu bekommen – man kann also weder die feinen Pickles nachkochen noch das Tier bei Tisch tanzen lassen. Um trotzdem etwas von dem Gefühl zu rekonstruieren, das sich einstellt wenn sich die Nahrung bei Tisch noch bewegt, lassen wir etwas anderes tanzen: Katsuobushi, die für Japans Küche so typischen Bonito-Flocken. Diese Flocken sind so dünn gehobelt, dass sie sich in der feucht-heissen Luft von Speisen bewegen. Und ganz besonders schön tanzen sie auf Okonomiyaki – einem japanischen Pfannkuchen, der auch manchmal «Japanische Pizza» genannt wird.
Okonomiyaki ist laut Keiko Okawa von der Japan Foundation, die uns im Juli 2014 in Yokohama in ein entsprechendes Restaurant begleitet hat, eine Spezialität aus der Kansai-Region, vor allem aus (ihrer Heimatstadt) Ōsaka und aus Hiroshima. Okonomi soll soviel wie «beliebt» oder «was belieben» bedeuten, yaki heisst immer, dass etwas «gebraten» oder «gegrillt» wird (wie in den Spiesschen Yakitori oder dem Grillgericht Tepanyaki).
In spezialisierten Restaurants wird Okonomiyaki auf Teppans gebraten, heissen Eisenplatten, die im Tisch eingelassen sind. Sie können aber auch gut in einer Bratpfanne mit Antihaftbeschichtung zubereitet werden. Die Grundzutaten dieser Pfannkuchen sind Wasser, Kohl, Mehl, Ei und Dashi-Brühe. Je nach Region werden verschiedene weitere Dinge beigefügt – meist Stücke von Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten (selbstverständlich bereiten wir unsere Okonomiyaki mit Ika zu – aber man kann den Kalmar gut etwa durch die gleiche Menge an Garnelen, Lachswürfeln, Muscheln, Beinschinken… ersetzen). Alle Ingredienzien werden in einer Schüssel vermischt und dann auf der eingefetteten heissen Platte zu einem runden Fladen ausgeleert. Er wird in der Regel zwei Mal gewendet, dann mit einer speziellen Okonomiyaki-Sauce (einer japanischen Version der Worcestershire-Sauce) und Katsuobushi gewürzt.
Kochzeit je Pfannkuchen 10 Minuten
250 g Mehl
2.5 TL Salz
1 TL Backpulver
2.5 dl Dashi-Brühe (abgekühlt)
1 EL Mirin
400 g Weisskohl, in länglichen, etwa 5 mm breiten Streifen
4 Eier
200 g Kalmar, in kleinen Stücken (nach Möglichkeit vor allem vom Mantel – wie so ein Tier zerlegt wird, ist hier beschrieben)
4 EL geröstetes Sesamöl
200 g dünner Bratspeck
4 EL Okonomiyaki-Sauce (oder auch etwas mehr)
2 EL fein geschnittene Streifen von Nori (ca. 1.5 cm lang und 2 mm) oder Aonori (pulverisiertes Nori-Blatt)
1 gute Hand voll Katsuobushi, nach Möglichkeit nicht zu kleine Flocken
Im Restaurant «Kikuyo Shokoudou» in Hakodate wird der Kalmar so frisch zubereitet, dass Kopf und Fangarme noch zucken während man den Mantel als Sashimi isst. Nach dieser ‹Show›werden diese Teile wahlweise gegrillt oder als Tempura zubereitet. (Juli 2014)
First Publication: 20-8-2014
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