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Pitoreske Lage – das «Café Vénus» bei Lucobel im Westen der Insel.

Lucobel

Bezirk: Nord (Vorwahl: 02) – Karte
Einwohner: 120 (im ganzen Gebiet, Mai 2011)
Kurzbeschreibung: Ganz im Westen der Insel liegen die Häuser von Lucobel hoch über der Côte Chimerik – einige (etwa das «Café Venus») sind auch direkt auf die Felsen über dem Meer gebaut.
Spezialitäten: «Pen di Vénus»

«On va tirer un coup chez Vénus?» In Frankreich wäre das ganz klar eine Einladung, mit auf eine «schnelle Nummer» ins Bordell zu kommen. Auch auf Santa Lemusa kann es passieren, dass ein Freund oder eine Freundin mit dieser Frage an Sie herantritt – egal ob Sie ein Mann sind oder eine Frau. Bevor Sie nun entrüstet ablehnen, sollten Sie wissen, dass «tirer un coup chez Vénus» keineswegs einen Angriff auf ihre Ehre oder ihren Anstand bedeutet – viel eher schon eine Attacke auf ihre Linie. Denn «tirer un coup chez Vénus» bedeutet auf Santa Lemusa, dass man sich bei Venus Restoc in Lucobel ein Stück Torte oder Kuchen reinhaut. Natürlich wissen auch die Bewohner von Santa Lemusa um die eigentliche Bedeutung von «tirer un coup» – so gut wie jeder Festland-Franzose. Und dennoch hat sich der Ausdruck in seiner Torten-Bedeutung irgendwie durchgesetzt – sosehr, dass man ihn auch Fremden gegenüber bedenkenlos braucht. Wie es dazu kam, ist schwer zu sagen. Vielleicht haben die Verursacher dieses Missverständnisses den Verzehr von Vénus' Torten als ebenso sündhaft empfunden wie einen Besuch im Bordell.

Wie dem auch sei. Einen «coup chez Venus» sollte man als Besucher der Insel auf keinen Fall ablehnen – selbst wenn man weder Torten noch Kuchen mag. Denn das «Café Vénus» liegt an einem der schönsten Küstenstreifen von Santa Lemusa - ganz im Westen der Insel am Fuss der Monts Kara. Man sitzt auf einer kleinen Terrasse, die vielleicht hundert Meter über dem Meer in den hier besonders schroff abfallenden Felsen geschlagen wurde und schlürft seinen Kaffee. Vor einem glitzern die Fluten der Côte Chimerik in den herrlichsten Blau- und Grüntönen – mit etwas Glück sieht man gar Delphine.

Die Süssigkeiten, die Madame Vénus hier zubereitet, sind allerdings ebenfalls eine Reise wert. Von der achtstöckigen Hochzeitstorte-Torte über Apfelkuchen bis zu Baba au Rhum reicht das Angebot. Auch das Rezept für das Kalparik- (respektive Kokosnuss-)Brot, das wir auf diesen Seiten wiedergeben, stammt von dieser Herrin des Zuckers – wobei das «Pen di Vénus», wie wir es nennen, eher zu den leichteren Optionen im Café gehört.

«Man fühlt sich wie Captain Kirk beim Durchfliegen eines Meteoritenschwarms», scherzte kürzlich ein Kritiker in «Leko»: «Kalorien, wohin das Auge blickt». Wer von einer Torte aus dem Hause Vénus getroffen wurde, kann seine Linie bei einem Bad im Meer reparieren. Eine schmale Treppe führt vom Café direkt zu einem kleinen Kieselstrand – es sind 314 Stufen.

Fototermin vor oder nach der Torte? Das «Café Vénus» (im Hintergrund) liegt auf einer Terrasse, die direkt in die schroffen Felsen über der Côte Chimerik geschlagen wurde.

Siehe auch

First Publication: 1-2007

Modifications: 13-2-2009, 30-9-2011, 18-7-2013