D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Frische Sardellen – für die Herstellung von Gesalzenen Sardellen werden sie von ihren Eingeweiden befreit, meist geköpft, eingesalzen und fermentiert. (Zürich, November 2011)

Gesalzene Sardellen

Und das weiss das Lexikon

Gesalzene Sardellen, oft auch einfach Anchovis oder Anschovis genannt, sind kleine Sardellen (Engraulis encrasicolus), die von ihren Eingeweiden befreit, meist geköpft, manchmal filetiert, eingesalzen und fermentiert werden. Die Reifezeit beträgt zwei Jahre oder sogar mehr, danach werden die Fische entweder so in grossen Dosen eingemacht oder in Öl eingelegt.

Laut Mark Kurlansky («Salt – A World History», Kapitel A Well-Salted Hexagon) waren gesalzene Sardellen seit der griechischen Antike die am höchsten geschätzten Salzfische im mediterranen Raum. Und seit dem Mittelalter betrachte man die Anchovis aus dem katalanischen Hafenstädtchen Collioure als die besten gesalzenen Sardellen der Welt. Kurlansky beschreibt den Prozess so: «The salters were men because their strength was needed to heft the salt. Anchovy filleting was done by women because it required small fingers to rip the tiny fillets off the bones. Freshly caught anchovies were mixed in sea salt and kept for a month. Then the heads were removed and the fish cleaned with no tool other than the swift nimble fingers of the women, who then carefully arranged the fish in barrels with alternating layers of fish and salt. There they remained with a heavy weight on top for about three months. […] When the anchovies were ripe, the color of the meat around the bones was a deep pink, almost wine colored, and the brine, produced by the salt melting in the juice it extracted from the fish, turned pink.»

Auch Tom Stobart («Lexikon der Gewürze», S. 31) schreibt, das Herstellen von fermentiertem Fisch sei den Mittelmeervölkern seit Jahrtausenden bekannt. Er liefert ausserdem eine schöne Beschreibung, wie man Gesalzene Garnelen selbst herstellen kann. «Wenn man in einer Gegend lebt, wo Anschovis gefangen werden (in der Nacht bei Lampenlicht, von März bis September), kann man sie leicht selbst einlegen. In den einheimischen Geschäften gibt es zu diesem Zweck spezielle gradwandige Glaskrüge ohne Deckel zu kaufen. Hat man den Krug, so geht man zum Strand und sucht sich einen flachen Stein, der gerade in den Krug passt. Die frischen Anschovis werden gereinigt, Kopf und Eingeweide entfernt (die Tochter des Fischhändlers wird so freundlich sein). Die Fische werden nun lagenweise dicht in den Krug gepackt; jede Lage wird gut mit grobem Salz bestreut. Man rechnet gewöhnlich 125 g Salz auf 500 g Anschovis. Auf die oberste Lage kommt dann der Stein, der die Aufgabe hat, den Fisch herunterzudrücken, damit er immer von der Lake bedeckt ist, die sich nach und nach bildet, weil das Salz den Zellsaft extrahiert. Oft bildet sich obenauf eine Schimmelkruste; sie kann später entfernt werden und ist ohne jede Bedeutung. Nach ein paar Monaten sind die Anschovis ‹reif›.»

Charakter und Verwendung

Gesalzene Sardellen haben eine mürbe Konsistenz und ein charakteristisches Aroma, das während des Fermentationsprozesses entsteht – leicht vergoren, käsig-salzig, wie ein Lebkuchen aus Fisch.

Auf Märkten im mediterranen Bereich werden sie offen aus grossen Dosen angeboten – direkt aus dem Salz, meist noch mit Rückgrat. In diesem Fall wird man sie vor Gebrauch kurze Zeit in Wasser einlegen, um den Salzgehalt zu reduzieren, dann die Rückengräte entfernen. In Supermärkten und Feinkostgeschäften weiter nördlich werden die Sardellen indes meist in Öl eingelegt verkauft, ohne Rückengräte, verpackt in kleinen Dosen oder Gläsern. Diese Sardellen kann man direkt aus dem Öl klauben und essen – sie schmecken jedoch immer noch sehr salzig. Öfters werden die kleinen Fische deshalb als Würzmittel eingesetzt. Gibt man sie in kleinen Portionen etwa Fleischgerichten bei, so verstärken sie nur den Geschmack ohne selbst erkennbar zu bleiben. Anders treten sie auf, wenn sie in grösseren Mengen die Basis von Tomatensaucen (Spaghetti alla puttanesca) bilden oder in schweren Tunken wie der piemontesischen Bagna cauda oder der provenzalischen Anchoïade die Hauptrolle spielen. Die Sardellen werden auch oft um Kapern gerollt und dann mit Öl eingedost.

Meist werden die Gesalzenen Sardellen in Öl eingelegt und dann eingedost oder in Gläschen gepackt. Manchmal werden sie vorher um Kapern gerollt – oder sie kommen als Sardellenpaste in der Tube daher. Verschiedene Sardellen-Produkte, die wir in Zürich bei «Coop», «Migros» und «Globus» gefunden haben. (April 2015)
Ein Schälchen mit Anchoïade, umringt von rohem Gemüse und Brot – zum Aperitif. Die Sauce besteht aus Sardellen, Knoblauch und Kapern, die im Mörser zerstossen und dann mit etwas Olivenöl vermischt wurden. (Zürich, April 2015)

Rezepte mit Sardelle

First Publication: 14-4-2015

Modifications: