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Das neue Logo der Firma «Lapure» prangt seit Frühling 2015 auf sämtlichen Produkten.

Die Firma «Lapure»

Bereits 1846 gründete Pauline Souret in La Puiguignau ein Büro, das gegen Entgelt den Verkauf von Lotus-Gemüse koordinierte. Zuvor hatte Souret als Gärtnerin für Adrienne I. in Dézè (siehe Geschichte im 19. Jahrhundert) gearbeitet – und es heisst, sie hätte auch zu den Gespielinnen der extravaganten Königin gehört. Aus dem Büro wurde bald eine veritable Firma, die den Lotus-Anbau und Handel koordinierte. Das führte in den 1870er Jahren auch zum Bau eines stattlichen, mit attraktiven Malereien verzierten Gebäudes, das heute noch als Firmensitz dient – und eindeutig das prachtvollste Bauwerk im Dorf ist, wohnen die meisten Menschen hier doch immer noch in einfachen Holzhäusern. Es heisst allerdings auch, der Bau des stolzen Hauses sei gar nicht aus firmeneigenen Mitteln bestritten worden, sondern mit Geldern «ungewisser Herkunft», vermutlich aus dem Umkreis der königlichen Familie.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernahm ein Neffe von Pauline aus Port-Louis die Firma – und dieser Zweig der Sourets leitet die Geschicke des Hauses auch heute noch. Wahrscheinlich erhielt die Firma erst in jenen Jahren auch ihren heutigen Namen: «Lapure» – eine Anspielung auf die Reinheit, die man der Lotuspflanze nachsagt. Heute wird das Unternehmen von Angelique Souret geleitet. Sie reiste lange als Köchin für verschiedene Hotel-Ketten durch Französisch-Polynesien und später durch Südostasien (vor allem Laos und Vietnam), ehe sie sich mit fast 50 Jahren dazu durchringen konnte, die Führung der Familienfirma doch noch zu übernehmen.

Fast alle Lotusbauern in der Gegend von La Puiguignau arbeiten für oder in enger Zusammenarbeit mit «Lapure». Die Produktepalette des Hauses umfasst heute neben Lotus-Gemüse (Blumen, Samen, junge Blätter, Stängel und Rhizome) auch ein paar speziellere Erzeugnisse wie zum Beispiel einen mit Lotus aromatisierten Grüntee. Ausserdem konnte Souret eine kleine Plantage mit Bel-Bäumen (Bengalische Quitte) in ihren Besitz bringen. Sie liegt an den Abhängen des Mont Mik, auf einer Höhe von knapp 600 m. Früher versuchte man Bel-Bäume auch in unmittelbarer Nähe des Dorfes zu ziehen – doch das Klima in der Ebene bekamen ihnen offenbar nicht sehr gut. «Lapure» kommerzialisiert die Früchte frisch, hauptsächlich aber in der Form getrockneter Scheiben. Sie sind vor allem in der Hauptstadt beliebt, wo man daraus einen speziellen Eistee herstellt.

Seit Frühling 2015 hat die Firma auch ein neues Logo – inspiriert von einer Skizze auf der alten Speisekarte aus dem Restaurant «Le Sourire». Die Zeichnung soll von jenem Monsieur Paul stammen, der das Etablissement 1903 gegründet hat. Als Köchin interessiert sich Angelique Souret sehr für die Geschichte dieses legendären Restaurants. Im Verlauf der Zeit haben Teura und Tahia, die Wirtinnen des Etablissements, einzelnen Frauen im Dorf das Rezept für die eine oder andere Spezialität aus ihrem Lokal verraten. Und manche dieser Speisen werden in den Familien bis heute gekocht. Souret hat verschiedene dieser Rezepte zusammengetragen, nachgekocht und da und dort ein wenig korrigiert. Sie plant, demnächst ein Buch mit dem Titel «Les recettes du Sourire» herauszubringen. Die meisten Rezepte aus diesem Restaurant, die wir auf unseren Seiten vorstellen, verdanken wir der Grosszügigkeit von Angelique Souret.

Im Innenhof des ehrwürdigen Firmen-Gebäudes von «Lapure» stösst man auf diese klassizistische Wandmalerei. Offenbar war die Mauer früher mit Lotus-Blumen dekoriert, die nun allmählich wieder ein wenig durch das Blau des Himmels drücken. Oder handelt es sich umgekehrt um verblassende Malereien?
Auf dieser Supraporte erkennt man gerade noch einen Werbespruch der Firma, wahrscheinlich wurde er (der Ton lässt das vermuten) der Malerei in den 1930er Jahren zugefügt: «Une chose est sûre – je mange Lapure».

First Publication: 30-5-2015

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