D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Das Weinanbaugebiet folgt den Kurven des Lot von Cahors aus in Richtung Westen – hier das Ufer bei Caillac. (Juli 2014)

Cahors AOC

Das Weinanbaugebiet Cahors* erstreckt sich von der Stadt Cahors aus in Richtung Westen dem Tal des Lot entlang. Die wichtigste Traube ist Cot, also Malbec, die hier seltsamerweise auch Auxerrois heisst (sonst bezeichnet Auxerrois eine weisse Traube aus dem Gebiet Alsace-Lorraine). Schon im Mittelalter werden die Weine von Cahors aus via Lot, Garonne und den Hafen von Bordeaux in die Länder des nördlichen Europas geschifft. Jancis Robinson weiss von registrierten Cahors-Verkäufen in London im frühen 13. Jahrhundert.

Die Geschichte von Cahors ist eng mit der Geschichte von Bordeaux verbunden. Bis ins 17. Jahrhundert nämlich produziert man im Bordelais nur einen sehr leichten Wein (auch Claret genannt), der sich kaum transportieren lässt. Im Gegenzug sitzen die Winzer und Kaufleute an der Mündung der Garonne in marktpolitischer Beziehung am längeren Hebel – kontrollieren sie doch den grössten Seehafen der Region. Sie brauchen den kräftigen Cahors, um den leichten Claret zu stabilisieren, ihm Kraft und Körper zu verleihen. Sie bringen die Winzer aus dem Tal des Lot gar dazu, ihren Most teilweise zu einem dunklen Gebräu einzukochen, Robinson (S. 122) beschreibt den Prozess wie folgt: «A method of making the wines even blacker had been adopted whereby a portion of the grape juice was boiled to concentrate its colour and fermentable sugars. The produce of this technique was designed specifically for blending rather than drinking.» Dieser Most erhält den Übernamen «Vin noir», den man bis heute mit den Weinen aus dem Cahors verbindet. Hugh Johnson schreibt: «Dieser buchstäblich schwarze Tropfen erlangte enorme Berühmtheit: Erzeuger auf der Krim-Halbinsel erwiesen ihm durch den dort bereiteten Cahorski ihre Ehre.» Etwa 40'000 Hektaren sind im Cahors jener Zeit mit Trauben bepflanzt (also zehn Mal so viel wie heute).

In den 1880er Jahren werden die Rebberge des Cahors von der Reblaus vernichtet, fast ebenso verheerend ist ein grosser Frost im Winter 1956. Von anderen Problemen spricht Dominé: «Zum völligen Verhängnis wurde den Winzern aber der [an die Verheerungen durch die Reblaus] anschliessende Missgriff in der Frage resistenter Propfunterlagen. Die gewählte erwies sich als zu produktiv und zu früh für den Cot, alias Malbec oder Auxerrois, der spät reift und stark zum Verrieseln neigt.»

Erst in den 1960er Jahren erholt sich die Gegend wieder und erhält 1971 den Status einer Appellation d’Origine Contrôlée (AOC). Natürlich produzieren die Winzer nun keinen «Vin noir» mehr, sondern kraftvolle Rotweine, die als ausgewogen und gefällig gelten. Cahors muss zu mindestens 70% aus Cot bestehen, darf aber mit dem milderen Merlot und der Madiran-Traube Tannat verschnitten werden. Andere Rebsorten sind nicht zugelassen. Der Most wird traditionell sehr lange vergoren, was auch zu einem dunklen und rustikalen Wein führt.

Die 4100 Hektar grosse Anbaufläche liegt zum Teil auf dem stark kieshaltigen Schwemmland im Tal des Lot, den Coteaux, zum Teil auf den sogenannten Causses, auf Kalkstein-Plateaus über den Windungen des Flusses. Laut Hugh Johnson unterscheiden sich die Weine von den Causses «weniger von denen aus dem Tal als erwartet» – «trotz der beiden recht andersartigen Terroirs.» Den eigentliche Kontrast sieht er eher zwischen den «traditionellen Weinbereitungsmethoden und den Techniken, die die Newcomer der Region anwenden, also die zu Winzern gewordenen Négociants und Unternehmer, die oft ein Vermögen in den Aufbau moderner Kellereien gesteckt haben. Nur zu häufig geben gerade sie jedoch Musterbeispiele dafür ab, wie grosse Investitionen Leistung und Qualität auch vermindern können.»

Die besten Weine findet man laut Johnson heute «meist bei alteingesessenen Winzern und einigen jüngeren, die wie ihre Kollegen in Madiran begriffen haben, wie wichtig es ist, den typischen Charakter der Weine zu bewahren. Bei Cahors gehört Robustheit dazu, Vitalität und Kraft, nicht unbedingt Gewicht, und ein Anflug von Wildgeschmack, der sich mit dem Alter entwickelt.» Johnson konstatiert die Tendenz, die Weine in neuer Eiche auszubauen, doch «gibt es für jeden Cahors-Stil eine Nische. Ein fruchtbepackter, im Tank gealterter Tropfen zum moderaten Preis kann einige Jahre lang viel Freude bereiten, während die kostspieligeren Versionen aus dem Fass eher Weinliebhaber mit einer Vorliebe für internationale Stile ansprechen. Damit sei jedoch nichts gegen die Cahors-Interpretationen aus dem Barrique gesagt, die von hervorragender Qualität sein können.»

Die meisten Weine aus dem Cahors sind nicht sehr schwer, neigen aber zu einer gewissen Rustikalität, manche sprechen auch von «Animalität». Unter dem Eindruck der Erfolge, die südamerikanische Winzer mit der Malbec-Traube erzielen, haben aber auch Cahors-Produzenten angefangen, andere Stile zu produzieren – wie Robinson weiss: «By the mid 2000s, the most prominent Cahors producers such as Château du Cèdre, Château Lagrezette, and Domaine Cosse Maisonneuve were making special cuvées so concentrated and velvety that they were difficult to distinguish from Argentina's most winning examples of the same grape – apart from their much higher prices.»

* Wir beziehen uns in diesem Abschnitt vor allem auf den «Grossen Johnson» (Kapitel Cahors) und auf «The Oxford Companion to Wine» von Jancis Robinson (S. 122). Ausserdem haben wir das von André Dominé, Eckhard Supp, Ulrich Sautter und Wolfgang Fassbender geschriebene Frankreich-Kapitel in dem grossen Buch «Wein» von André Dominé (Abschnitt Der schwarze Wein von Cahors) konsultiert.

Das AOC-Weinanbaugebiet von Cahors. (Karte aus dem Weinführer «Hachettes Vins»)
Das Château de Cayx nordöstlich von Luzech gehört seit den 1970er Jahren der dänischen Königsfamilie. (Juli 2014)
Ein Teil des Weinbaugebietes von Cahors liegt auf Kalkstein-Plateaus über den Windungen des Flusses, den sogenannten Causses – ein Weinberg des Château Les Croisilles nördlich von Albas.
Der zweite Teil der 4100 Hektar grossen Anbaufläche AOC Cahors liegt im Tal, auf derm stark kieshaltigen Schwemmland an den Ufern des Lot – Reben bei Castelfranc.

Jahrgänge

Bewertung der Rotwein-Jahrgänge Südwesten von Frankreich – gemäss dem Guide des millésimes von «Le Figaro» (5: Exceptionnel, 4: Très bonne année, 3: Bonne année, 2: Année moyenne, 1: Petite année): 2014: 3, 2013: 1, 2012: 2, 2011: 4, 2010: 3, 2009: 5, 2008: 3, 2007: 3, 2006: 3, 2005: 5, 2004: 3, 2003: 4, 2002: 2, 2001: 5, 2000: 5, 1999: 3, 1998: 4, 1997: 5.

First Publication: 31-8-2015

Modifications: