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Ventrale und dorsale Ansicht eines Taschenkrebses – in der Unteransicht sieht man gut den kurzen Hinterleib (Abdomen, Pleon), der unter den Kopfpanzer (Cephalothorax) geklappt ist. (Februar 2011)

Taschenkrebs

Und das weiss das Lexikon

Der Taschenkrebs (Cancer pagurus; engl. edible crab, brown crab; franz. tourteau, crabe dormeur; span. buey de mar; ital. granciporro) ist eine im Ostatlantik und in der Nordsee verbreitete Krabbe aus der Familie der Taschenkrebse (Cancridae).

Der Taschenkrebs hat einen ovalen Thoraxpanzer und einen stark verkürzten Hinterleib (Abdomen oder Pleon), der unter den Thorax geschlagen ist. Der Panzer kann bis zu 30 cm breit werden – so grosse Exemplare wiegen dann auch bis zu 6 kg. Meist aber sind die Tiere höchstens 20 cm breit. Am Vorderrand des Panzers sitzen neun bis zehn breite Zähne, die nur wenig vorstehen. Die Tiere haben zwei kräftige, weitgehend gleich gestaltete Scheren mit auffällig schwarzen Spitzen. Sobald sie angegriffen werden, versuchen sie sich mit diesen Schweren zu verteidigen – was mitunter kontraproduktiv ist, denn grössere Tiere packen die Krabbe dann einfach bei diesen Scheren. Doch für diesen Fall haben die Krebse eine Art Sollbruchstelle in der Schwere und werfen sie ab – bei den nächsten Häutungen wächst sie dann allmählich wieder nach (in der deutschen Nordsee, vor allem auf Helgoland macht man sich diese Eigenschaft der Krabbe zu eigen indem man die Scheren des Taschenkrebses separat als «Knieper» vermarktet und die Tiere ins Meer zurückwirft, wo einige von ihnen weiterleben). Die Beine des Taschenkrebses sind verhältnismässig dünn und zur Spitze hin kräftig behaart.

Der Taschenkrebs ist nachtaktiv, er ernährt sich von diversen kleineren Krebstieren, Fischen, Weichtieren, Stachelhäutern – und frisst auch Aas. Die Tiere wachsen langsam, mit 2 bis 3 Jahren erst erreichen sie eine Panzerbreite von 6 bis 7 cm. Ab dem 4. Lebensjahr legen die Männchen dann 1 cm pro Jahr zu, die Weibchen etwas weniger. Da der Panzer der Krebstiere mit den Krebsen nicht mitwächst, häuten sie sich regelmässig und werfen ihren alten Panzer ab, um einen neuen zu bilden. Mit zunehmendem Alter häuten sich die Tiere immer seltener und wachsen also noch langsamer.

Der Taschenkrebs lebt im Atlantik von den Lofoten bis zur marokkanischen Küste, in der Nordsee und im westlichen Mittelmeer bis zur Adria. Er wird meist mit köderbesetzten Korbreusen gefangen – manchmal auch mit Trawlern. Mit Reusen kann unerwünschter Beifang vermieden, können zu kleine Krabben problemlos wieder ausgesetzt werden. Die Bestände gelten als stabil.

Charakter und Verwendung

Taschenkrebse kommen, da sie sich relativ leicht transportieren lassen, oft lebend auf den Markt. Sie werden aber auch frisch gekocht, tiefgekühlt oder als Konserve angeboten. Besonders beliebt sind die Tiere in Frankreich, wo sie das ganze Jahr hindurch in jeder besseren Poissonnerie lebend angeboten werden – Hochsaison haben sie im Juli. In der Schweiz hingegen haben wir noch nie lebende Krebse im Verkauf gesehen – hier muss man sich mit Tiefkühlware begnügen oder zum Einkauf über die Grenze fahren.

Lebende Krebse werden gesäubert und dann Kopf voran in kochendes Salzwasser oder Brühe (ca. zwei bis drei Liter pro Kilogramm Tier) gegeben, aufgekocht und bei etwas niedrigerer Hitze fertig gegart. Der Rogen sollte fest und eher trocken sein, die bräunliche Leber schmeckt besser wenn sie noch etwas feucht ist.

Genaueres zu Zubereitung und Verzehr haben wir der Übersichtlichkeit halber auf einer eigenen Rezept-Seite zusammengefasst: Tourteau au court bouillon (Taschenkrebs im Sud gekocht).

Kaum gibt man dem Taschenkrebs die Möglichkeit dazu, versucht er sich mit seinem typischen Seitwärtsgang aus dem Staub zu machen. (Februar 2011)

Männchen und Weibchen lassen sich gut an der Form ihrer Schwanzklappe unterscheiden, die beim Weibchen (oben) breit ist und behaart, beim Männchen schmal und obeliskenförmig. (Dezember 2015)
Das Weibchen brütet befruchtete Eier unter ihrer Schwanzklappe aus, wo sie wochenlang hängen können. Meist begibt es sich dann in tiefere Gewässer, frisst nicht mehr und geht folglich nur noch selten in die Falle. Dieses Tier dürfte deshalb wohl eher mit einem Schleppnetz vom Boden gekratzt worden sein.

Der Taschenkrebs hat ein eindrückliches Mundwerk – er stopft sich das Maul auch mit Hilfe der horizontal schwingenden Paneele voll, der sogenannten Kieferfüsse oder Maxillipeden.

Querschnitt durch ein (ungekochtes) Taschenkrebs-Weibchen. (Dezember 2015)
Querschnitt durch einen gekochten Taschenkrebs – offensichtlich ein Weibchen, wie man an dem Rogen erkennen kann, den die Franzosen wegen seiner leuchten orangen Farbe «corail» nennen.

Rezepte mit Taschenkrebs

First Publication: 2-1-2016

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