Der Taschenkrebs (Cancer pagurus; engl. edible crab, brown crab; franz. tourteau, crabe dormeur; span. buey de mar; ital. granciporro) ist eine im Ostatlantik und in der Nordsee verbreitete Krabbe aus der Familie der Taschenkrebse (Cancridae).
Der Taschenkrebs hat einen ovalen Thoraxpanzer und einen stark verkürzten Hinterleib (Abdomen oder Pleon), der unter den Thorax geschlagen ist. Der Panzer kann bis zu 30 cm breit werden – so grosse Exemplare wiegen dann auch bis zu 6 kg. Meist aber sind die Tiere höchstens 20 cm breit. Am Vorderrand des Panzers sitzen neun bis zehn breite Zähne, die nur wenig vorstehen. Die Tiere haben zwei kräftige, weitgehend gleich gestaltete Scheren mit auffällig schwarzen Spitzen. Sobald sie angegriffen werden, versuchen sie sich mit diesen Schweren zu verteidigen – was mitunter kontraproduktiv ist, denn grössere Tiere packen die Krabbe dann einfach bei diesen Scheren. Doch für diesen Fall haben die Krebse eine Art Sollbruchstelle in der Schwere und werfen sie ab – bei den nächsten Häutungen wächst sie dann allmählich wieder nach (in der deutschen Nordsee, vor allem auf Helgoland macht man sich diese Eigenschaft der Krabbe zu eigen indem man die Scheren des Taschenkrebses separat als «Knieper» vermarktet und die Tiere ins Meer zurückwirft, wo einige von ihnen weiterleben). Die Beine des Taschenkrebses sind verhältnismässig dünn und zur Spitze hin kräftig behaart.
Der Taschenkrebs ist nachtaktiv, er ernährt sich von diversen kleineren Krebstieren, Fischen, Weichtieren, Stachelhäutern – und frisst auch Aas. Die Tiere wachsen langsam, mit 2 bis 3 Jahren erst erreichen sie eine Panzerbreite von 6 bis 7 cm. Ab dem 4. Lebensjahr legen die Männchen dann 1 cm pro Jahr zu, die Weibchen etwas weniger. Da der Panzer der Krebstiere mit den Krebsen nicht mitwächst, häuten sie sich regelmässig und werfen ihren alten Panzer ab, um einen neuen zu bilden. Mit zunehmendem Alter häuten sich die Tiere immer seltener und wachsen also noch langsamer.
Der Taschenkrebs lebt im Atlantik von den Lofoten bis zur marokkanischen Küste, in der Nordsee und im westlichen Mittelmeer bis zur Adria. Er wird meist mit köderbesetzten Korbreusen gefangen – manchmal auch mit Trawlern. Mit Reusen kann unerwünschter Beifang vermieden, können zu kleine Krabben problemlos wieder ausgesetzt werden. Die Bestände gelten als stabil.
Taschenkrebse kommen, da sie sich relativ leicht transportieren lassen, oft lebend auf den Markt. Sie werden aber auch frisch gekocht, tiefgekühlt oder als Konserve angeboten. Besonders beliebt sind die Tiere in Frankreich, wo sie das ganze Jahr hindurch in jeder besseren Poissonnerie lebend angeboten werden – Hochsaison haben sie im Juli. In der Schweiz hingegen haben wir noch nie lebende Krebse im Verkauf gesehen – hier muss man sich mit Tiefkühlware begnügen oder zum Einkauf über die Grenze fahren.
Lebende Krebse werden gesäubert und dann Kopf voran in kochendes Salzwasser oder Brühe (ca. zwei bis drei Liter pro Kilogramm Tier) gegeben, aufgekocht und bei etwas niedrigerer Hitze fertig gegart. Der Rogen sollte fest und eher trocken sein, die bräunliche Leber schmeckt besser wenn sie noch etwas feucht ist.
Genaueres zu Zubereitung und Verzehr haben wir der Übersichtlichkeit halber auf einer eigenen Rezept-Seite zusammengefasst: Tourteau au court bouillon (Taschenkrebs im Sud gekocht).
Kaum gibt man dem Taschenkrebs die Möglichkeit dazu, versucht er sich mit seinem typischen Seitwärtsgang aus dem Staub zu machen. (Februar 2011)
Der Taschenkrebs hat ein eindrückliches Mundwerk – er stopft sich das Maul auch mit Hilfe der horizontal schwingenden Paneele voll, der sogenannten Kieferfüsse oder Maxillipeden.
First Publication: 2-1-2016
Modifications: