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Sonnenuntergang über dem südlichen Ende der Baie de l'Anise – auf den Klippen bei Angeval sieht man manchmal Menschen, die klatschen wenn die Sonne glutrot im Meer versinkt.
Brandungsschaum quillt über einer Hafenmauer.

Angeval

Bezirk: Nord (Vorwahl: 02) – Karte
Einwohner: 264 (Mai 2011)
Kurzbeschreibung: Das Dörfchen Angeval liegt hinter den Klippen der Côte Chimerik. Die Geschichte der Siedlung ist eng mit der Legende von Anga verbunden – einer Frau von mystischer Verführungskraft.
Spezialitäten: Anis («Désir de Tikk»), Herenleber

Zu den grösseren Siedlungen an der schroffen Côte Chimerik gehört das Dörfchen Angeval – es liegt hinter den Klippen, die hier senkrecht zur Baie d'Anise abfallen. Die Häuser des Dorfes sind weit verstreut – manche sind auch recht abenteuerlich auf die Klippen hinaus gebaut. Das Zentrum von Angeval stellt eigentlich die Kreuzung der N2 und der R1 dar. Hier gibt es auch einen kleinen Markt, der Früchte, Gemüse, Fleisch und Haushaltsgeräte verkauft.

Die Geschichte des Dorfes ist eng mit der Legende von Anga verbunden – einer Frau von mystischer Verführungskraft, die von den meisten Quellen als Zauberin oder Hexe beschrieben wird. Erstmals schriftlich erwähnt wird Anga 1679 in den «Miscellanea inusitata» von Jacob Schychs, wo es in etwas sperrigem Latein heisst: «Oculi non poterant resistere pulchritudinem ei – omnia ore labet ei potum» also etwa: «Kein Auge konnte ihrer Schönheit wiederstehen – jeder Mund leckte ihren Saft.» Eine ausführliche Zusammenfassung der Geschichte findet sich bei Georgette Muelas («Santa Lemusa», S. 134f.) Laut Muelas war Anga eine Art Hexe, die scharenweise Männer verführte – und sich dank deren Leidenschaft ein jugendliches Aussehen bewahrte. Sie bereitete einen Zaubertrank aus Anis zu, mit dem sie die Gier der Männer anstachelte. Eines Tages wurde sie von den Bewohnern eines nahen Dorfes (wahrscheinlich des heutigen Angeval) der Hexerei angeklagt und verfolgt. Sie flüchtete zur Küste und warf dort die Flasche mit ihrem Liebestrank von einer Klippe – wohl, um sich dieses Beweises für ihre Hexerei zu entledigen. Die Flasche fiel ins Meer und sank tiefer und tiefer – bis sie am Boden des Ozeans in den Schlund von Tikk geschwemmt wurde, der sie für einen Fisch hielt und verschlang. Tikk ist ein legendäres Seeungeheuer, das meist als eine Art riesiger Angler-Fisch beschrieben wird. Im Bauch des Fisches zerbrach die Flasche und der Zaubertrank flösste dem Tier eine grenzenlose Gier nach Anga ein. Tikk stieg zur Oberfläche auf und öffnete dort seinen Schlund, um Anga zu küssen. Das provozierte einen solchen Wirbel, dass die Hexe von den Klippen gesaugt wurde und im Schlund des Fisches verschwand. In Ihrem Körper steckte jedoch so viel männliche Kraft, die sie aus ihren zahllosen Liebhabern gesogen hatte, dass Tikk zu Stein erstarrte. Tatsächlich finden sich im Meer vor Angeval Felsformationen, die wie die Zähne eines Seeungeheuers aus dem Wasser ragen. Sie heissen Le Baiser de Tikk, der «Kuss von Tikk» und sind eine touristische Attraktion, die gelegentlich von Booten aus Port-Louis angesteuert wird.

Es gibt im Nordosten der Insel auffällig viele Legenden, in denen ausserordentliche (und ausserordentlich schöne) Frauen eine zentrale Rolle spielen. Neben Anga haben hier auch die Schweinehirtin St-Ejac oder die Geliebte des Piraten Artel gewirkt – und auf der vorgelagerten Insel Lil die Kuhhirtin St-Lani.

Anga ist immer noch im Namen des Dorfes lebendig – wobei unklar ist, was für ein Tal mit «Val» gemeint sein könnte. Der Anis der Hexe lebt im Namen der Bucht fort – und wird seit einigen Jahren auch wieder in der Gegend des Dorfes angebaut. Er trägt den schönen Namen «Désir de Tikk».

Nahe der Kreuzung von N2 und R1 im Zentrum von Angeval gibt es einen kleinen Markt, der Früchte, Gemüse, Fleisch und Haushaltsgeräte verkauft.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.
Bei Angeval fallen die Klippen der Côte Chimerik meist fast senkrecht zum Meer hin ab. Vor der Pointe Larel steht ein kleiner Leuchtturm, der nachts die Boote vor den Felsen warnt. Blick nach Süden – im Hintergrund erkennt man die ersten Formationen des Baiser de Tikk.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.
Ist das der Blick in den Schlund eines Fisches? Die Legende von Angeval sieht in diesen Brocken die Zähne des Ungeheuers Tikk, das vom Boden des Ozeans aufstieg, um die Hexe Anga zu küssen – die Felsen heissen denn auch Le Baiser de Tikk.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.
Das Monster Tikk wird meist als ein riesiger Angler-Fisch beschrieben, der den Boden des Ozeans erst verliess als der Zaubertrank von Anga das Liebesfeuer in ihm weckte.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.
Die Idylle ist trügerisch – unmittelbar hinter diesen Bäumen fallen die Felsen senkrecht zum Meer hin ab. Auf diesen Klippen wird heute auch der Anis von Angeval angebaut.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.
Die Île Touni liegt etwas nördlich der Baie de l'Anise – sie stellt auf eine eigentümliche Weise den Text. Text Ausgangspunkt der Mission Kaki dar.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.
In der Baie de l'Anise gibt es auch einen kleinen Strand, den man allerdings vom Land her nicht ohne ein wenig Kletterei erreicht. Im Gegenzug kann man hier die schönsten Sonnenuntergänge erleben.
Eine von Meerwasser überspülte Hafenmole.

Siehe auch

First Publication: 4-5-2016

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