Wasserkäfer im «Hong Xing Seafood Restaurant» in Guangzhou. (Februar 2011)
Ein Wasserkäfer ist ein schwarzer, brauner oder grünlicher Käfer, der sich an ein Leben im Wasser gewöhnt hat. Die Käfer müssen indes regelmässig zur Wasseroberfläche aufsteigen, um Luft in ihr tracheales System aufzunehmen. Sie leben vor allem in der Tidenzone. Kulinarisch spielen verschiedene Wasserkäfer vor allem im Süden von China und in Thailand eine Rolle – in jenen Gebieten also, in denen man ohnehin fast alles isst. Unsere erste direkte Begegnung mit einem Wasserkäfer als Delikatesse haben wir in der südchinesischen Metropole Guangzhou (Kanton) gehabt und dort in einem wunderbaren Lokal namens «Hong Xing Seafood Restaurant». Da wir in nächster Zeit wohl keine Wasserkäfer-Rezepte online stellen werden, geben wir hier zumindest die Erfahrung wieder, die wir bei der ersten Verkostung der Tierchen am 25. Februar 2011 gemacht haben.
Im Wassertank des «Hong Xing Seafood Restaurant» wirken die kleinen Tiere überaus lebendig und erinnern ein wenig an Kakerlaken. Sie haben auch ungefähr die gleiche Grösse wie eine gewöhnliche, europäische Hauskakerlake (oder was wir dafür halten). Sie werden im Wok (vermutlich ohne Fett) rührgebraten, wobei sie offenbar einiges Wasser absondern, das dann mit etwas Sojasauce gewürzt wird - c'est tout, kein Gemüse, keine Pilze, keine Zwiebeln, nichts, was sich sonst in so vielen Gerichten dieser Küche findet.
Die Konsistenz der Tierchen ist etwas eigenartig: Wenn man auf sie beisst, dann kracht der Panzer ein und es spritzt einem etwas warmes, fettig Wirkendes in den Mund - nicht allzu viel jedoch, nur ein kleinwenig. Dann wollen der Panzer, Kopf und Beine so lange gekaut werden bis man das Tier schlucken kann, was einige Arbeit bedeutet und zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Tierchen haben jedoch ein ganz ausgezeichnetes Aroma, das sich während der ganzen Zeit des Kauens im Mund hält und auch hernach noch lange bleibt. Man kann das Aroma nicht anders beschreiben denn als ein Waterbeetle-Aroma - ganz entfernt hat es etwas Nussiges und etwas von verbranntem Zucker, auch eine Erinnerung an Oolong-Tee ist da - doch im Grunde haben wir Ähnliches noch nie gekostet. Die Minimalportion waren 150 g, etwa 50 Stück – das war eindeutig zu viel für einen einzigen Esser, zumal die "Spritzmasse" kalt etwas unangenehm Fettiges bekommt. Die Wasser-Käfer kosten 52 RMB also rund 8 Franken pro hundert Gramm.
Man sollte es vermeiden, die Käfer mit den Fingern zu berühren. Ihr spezieller Duft kehr auch nach mehrfachem Händewaschen auf wundersame Weise immer wieder zurück.
Es existieren etwa 2000 Arten von Wasserkäfern.
First Publication: 26-2-2011
Modifications: 9-10-2011