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Kanô Sansetsu (1589-1651): Ausschnitt aus einer «Landschaft inspriert von den acht Ansichten der Xiao und der Xiang». 6teiliger Paravent, Tusche auf Papier, frühe Edo-Zeit. (Collection du Musée des arts asiatiques, Port-Louis)
Pinselzeichnung einer chinesischen Landschaft mit Brücke, Booten und Pagoden.

Musée des arts asiatiques

Dass es auf Santa Lemusa, einer Insel mitten im Atlantik, ein Museum für ostasiatische Kunst (auf Karte anzeigen) gibt, mag erstaunen. Noch weit überraschender ist indes die Geschichte dieser Institution. Anonymen Hinweisen folgend brach die Gendarmerie von Port-Louis 1980 in ein Haus an der Rue du Raifort im Osten des Stadtzentrums ein, das als baufällig galt und seit vielen Jahren schon leer stand. In den völlig heruntergekommenen Räumen fanden die erstaunten Beamten mehr als 300 (manchmal heisst es auch mehr als 3000) Kunstwerke ostasiatischer Herkunft: Wandschirme und Keramik aus China, Waffen und Münzen aus Japan, Skulpturen aus Siam, Malereien aus dem Tibet, Tonware aus Korea etc. 

Weder gestohlen noch falsch. Die Behörden waren überzeugt, dass es sich bei den sichergestellten Werken um Diebesgut handeln müsse und schrieben die Fahndung nach den Eigentümern international aus. Innert kürzester Zeit meldeten sich verschiedene Museen aus aller Welt, die einzelne Stücke als die ihren wiedererkannt hatten. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die fraglichen Werke trotzdem immer noch in den Depots der einzelnen Häuser aufzufinden waren – und folglich auch nicht als gestohlen angesehen werden konnten. Die Polizei ging also neu davon aus, dass es sich bei dem ausgehobenen Depot um ein Konvolut von Fälschungen handeln müsse. Die Experten, die aus den verschiedensten Weltgegenden herbeigerufen wurden, äusserten jedoch nur in einzelnen Fällen Zweifel an der Echtheit der Stücke. Auf unerklärliche Weise schienen Zwillinge verschiedenster Kunstwerke aus den bedeutendsten Sammlungen dieser Welt nach Santa Lemusa gelangt zu sein – wie und warum konnte sich niemand erklären. 

Musée Flumet. Doch da es irgemdwann keinen Sinn mehr macht, sich gegen sein Glück zu wehren, ergab sich die Insel ihrem Geschick als frisch gebackene Besitzerin einer grossen Kollektion ostasiatischer Kunst. 1982 wurde die «Collection Raifort», wie das Konvolut nach seinem Fundort genannt wurde, zum nationalen Kulturgut erklärt. 1983 richtete man an der Uni von Santa Lemusa einen Lehrstuhl für ostasiatische Kunst ein und 1984 eröffnete man in der Villa Flumet an der Rue de la Lozoranj offiziell das Museum für ostasiatische Kunst von Santa Lemusa. Die ehemalige Residenz des Stoffhändelers Marcel Flumet war bereits 1962 durch Erbschaft in Besitz des Staates gekommen – zusammen mit einer respektablen Sammlung antiker Textilien aus aller Welt. Zu Beginn unterstand das neue Museum noch der Direktion des Musée historique, 1986 jedoch berief man Marlotte Dumas aus Paris als Direktorin des nunmehr unabhängigen Hauses. Seit 1988 veranstaltet das Museum jährlich zwei bis drei Sonderausstellungenm, die einzelne Aspekte der «Sammlung Raifort» vertiefen.

Hahn – Detail eines achtteiligen Wandschirms, Farbe auf Papier, aus Korea, Choson-Zeit, 17. / 18.Jahrhundert. (Collection du Musée des arts asiatiques, Port-Louis)
Malerei eines weissen Hahns.

First Publication: 14-10-2009

Modifications: 30-9-2011