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Schlichte Eleganz im Speisesaal des «Palais Deng».
Eine Serviceangestellte nimmt die Bestellung auf.

Restaurant «Palais Deng»

Das bereits 1936 von der Familie Deng gegründete Restaurant «Palais Deng» (auf Karte anzeigen) ist eine echte Institution im Katye Vapè, im chinesischen Viertel der Hauptstadt Port-Louis. Der eigentliche Name des ehrwürdigen Restaurants lautet tiān xiāng fáng (天香房), «Himmel Duften Haus», also himmlisch duftendes Haus oder wohl auch Haus des duftenden Himmels. Die Familie Deng legt wert auf die Feststellung, dass es trotz der Namensgleichheit keinerlei Blutsverwandtschaft mit Chinas grossem Wirtschaftsreformator Deng Xiaoping gäbe. Der «Palais Deng» ist in einem aus den 1930er Jahren stammenden Haus an der Place Kokliko, Ecke Rue Bleue, eingerichtet – und bildet so eine Art duftenden Auftakts zum Quartier der Chinesen. Die Räume sind frei von jenem Dekor, wie man ihn gelegentlich in chinesischen Restaurants findet – schlicht, hell und elegant.

Spezialitäten aus Shanghai. Das «Deng» serviert eine Shanghaier Küche, in die sich allerdings über die Jahre hinweg einige lemusische Noten eingeschlichen haben. Heute lenkt Lise Deng Táo-zi die Geschicke am Herd, sie ist die Urenkelin des Restaurant-Gründers Deng Māo. Auf dem Speiseplan stehen zum Beispiel mit Schweinefleisch gefüllte Ravioli, die zuerst gedünstet und dann einseitig gegrillt werden – so, dass die knusprige Unterseite im Mund mit dem weich-warm-feuchten Inneren zusammenkommt. Geräucherte Austern werden auf einem Bett aus frittierten Algen serviert und die süss-saure Garnelensuppe kommt mit feinsten Streifchen von getrocknetem Tintenfisch auf den Tisch. Für die Shanghai-Küche ungewöhnlich scharf ist ein Ragout aus schwarzer Seegurke in einer rötlichen Gewürzsauce. Auch wenn die gedünstete Krabbe aus lokalen Gewässern stammt (und nicht aus dem Yangcheng-See bei Suzhou wie der berühmte Shanghai Krebs), so gehört sie doch zu den Höhepunkten eines Essens im «Deng» – Lise Deng Táo-zi reicht dazu eine recht karibisch anmutende Limetten-Honig-Sauce. Natürlich gibt es auch verschiedene Gerichte, die nach der ursprünglich aus Shanghai stammenden, heute in ganz China verbreiteten Methode des Rotschmorens zubereitet wurden. Auch das Schweinfleisch, das wir auf diesen Seiten präsentieren, wird nach dieser Methode gekocht. Unter den zahlreichen Desserts findet sich etwa ein flambiertes Pfirsich-Eis – eine augenzwinkernde Anspielung auf die Küchenchefin, deren Vorname Táo-zi übersetzt «Pfirsich» bedeutet.

Karte mit Erklärungen. Das Restaurant wird zwar stark von der chinesisch-stämmigen Bevölkerung frequentiert – hat sich jedoch über die Jahre hinweg auf der ganzen Insel einen guten Ruf erworben. Von Mayzé bis zum Kap Domèn gibt es wohl niemanden, dem das «Deng» kein Begriff wäre. Das Restaurant ist auch auf nicht-chinesische Gäste ungewöhnlich gut vorbereitet. So verfügt es über eine Karte in Französisch, auf der sämtliche Speisen sorgfältig beschrieben werden. Doch nicht nur das: Auf der Karte werden auch die chinesischen Zeichen der einzelnen Gerichte liebevoll erklärt. Beim Bestellen hilft das zwar nicht wirklich – doch es verkürzt die Wartezeit und vermittelt einem das Gefühl, man werde hier nicht nur satt sondern auch mit Wissen bereichert.

Als kleines Beispiel aus dieser Karte sei hier der Name des Lokals, tiān xiāng fáng, aufgeschlüsselt: 天香房

天 – tiān bedeutet Himmel und auch Tag. Das Zeichen setzt sich aus dem Radikal 大 für «gross» (dà) und — für die Zahl «1» (yī) zusammen. Xu Shen, der Erfinder des Radikal-Systems, erläuterte das Zeichen 大 in seinem Werk («Shuowen jiezi») so: «Der Himmel ist gross, die Erde ist gross, der Mensch ist es auch und deshalb sieht 大 gross wie ein Mensch aus.»

香 – xiāng bedeutet duftend. Es setzt sich aus dem Zeichen für 禾 für «Korn» (hé) und ⽇ für «Sonne» (rì) zusammen. Wenn die Sonne auf das Korn scheint, dann steigt ein Duft auf.

房 – fáng bedeutet Haus oder Zimmer. Es setzt sich aus dem Zeichen 戸 für «Türe» und dem Zeichen 方 für «Richtung» zusammen. Ein Türe führt in eine bestimmte Richtung, nämlich ins Haus.

Köchinnen und Köche bei der Arbeit.

Rezepte aus dem «Palais Deng»

First Publication: 11-2007

Modifications: 19-2-2009, 30-9-2011