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«Sie blicken wie traurige Hundebabys», schreibt José Maria über die Sorte von Überraschungsgästen, die er am meisten fürchtet (lemusischer Waldhund).

Vizit sirpriz

Auflauf mit Thunfisch und Kartoffeln

Vizit sirpriz (oder auch Französisch Visite suprise) ist ein klassischer Gratin aus Santa Lemusa. Der Name des Gerichts soll sich der Tatsache verdanken, dass die dafür nötigen Zutaten in einem nach alter Schule geführten Haushalt stets vorrätig sind – ein Rezept für Überraschungsgäste also. Vizit sirpriz eignet sich aber auch als Gericht für angekündigte Gäste, da es sich sehr gut vorbereiten lässt. Die Sauce kann mit Papuk, einer anderen scharfen Gewürzmischung (Curry, Colombo etc.) oder auch, wie in unserem Rezept, mit einer frischen Currypaste zubereitet werden. Das Ergebnis ist auf nachhaltige Weise würzig und ein wenig scharf.

Manche Zeitgenossen freuen sich, wenn plötzlich Freunde unangemeldet vor der Türe stehen – für andere sind solche Überraschungen eher eine Last. Auch Jean-Marie Tromontis hat sich in der für ihn eigenen Art und Weise zum Thema Vizit sirpriz geäussert: «Und plötzlich stehen sie dann vor deiner Türe. Manche schauen dich forsch und provozierend an, ganz als wollte sie dich prüfen, ob du unter dem Druck ihres knurrenden Magens noch Herr der Lage bist. Nimm es gelassen und setz ihnen eine Suppe vor, die so ölig ist, dass sie die Hässlichkeit ihres Charakters im Spiegel des Tellers erkennen müssen. [...] Andere treten mit derart gelangweilter Mine vor deine Türe, dass du unvermittelt weist, dass du die letzte Hoffnung ihrer sonntäglichen Verzweiflung bist. Sei ein Sportsmann und setzt ihn so scharf Gewürztes vor, dass sie den Rest des Tages in schwindliger Ohnmacht verbringen – von ihren Heimsuchungen wirst du künftig verschont. [...]»

«Manche stehen mit grossen Torten und einem breiten Lächeln auf deiner Schwelle – natürlich klingeln sie dich aus deinem Verdauungsschlaf. Für solche Fälle halte stets eine vollgepackt wirkende Reisetasche bereit – und zwinge sie, unter Hinweis auf nicht verschiebbare Reisepläne, sich mitsamt ihrem zuckrigen Ungetüm wieder zu verziehen – die Enttäuschung wird sie an einer Wiederholung hindern. [...] Schwieriger fällt uns der Umgang mit jenen, die mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen vor der Türe stehen. Sie wecken die Mutter in uns, die wir doch so gerne schlafend wussten, und wir fühlen uns gedrängt, alle Last von ihren Schultern zu nehmen. Sie blicken wie traurige Hundebabys und nötigen uns so, ihnen glaubhaft zu versichern, dass ihre Gegenwart keinerlei Last sei und wir sonst mit unserer Zeit sowieso nichts Gescheites anzufangen wüssten. Bei diesen Gästen hilft kein noch so ausgeklügeltes Rezept – am besten verlässt du heimlich dein Haus.»

Zitate aus: Gérôme Doussait, Angéline Putu: «La ‹Visite surprise› de Jean-Marie Tromontis». In: «Cahiers du Musée historique de Santa Lemusa», 2004, Heft 1.

Zutaten für die Gewürzpaste

1 EL Koriandersamen

1 EL Schwarzer Pfeffer

1 EL Kreuzkümmel

1 Stück Zimtstange von etwa 4 bis 5 cm Länge

12 Gewürznelken

10 getrocknete, rote Chilis, ohne Stile

2 - 3 Stück Muskatblüte

3 Lorbeerblätter

2 EL Galgant, geputzt und möglichst fein zerhackt (das erleichtert die Mörserei)

4 EL Zitronengras, geputzt und möglichst fein zerhackt

1 EL Korianderwurzel, möglichst fein zerhackt

1 Zwiebel, fein zerhackt

6 Zehen Knoblauch, fein zerhackt

Zesten von 1 Limette

2 TL Salz

Zubereitung Gewürzpaste

  1. Koriandersamen, Pfeffer, Kreuzkümmel, Zimt und Gewürznelken in einer Pfanne trocken rösten bis die Samen aufplatzen und es duftet.
  2. Topf vom Feuer nehmen und sofort auf den heissen Gewürzen die Chilischoten rösten (falls die Hitze nicht ausreicht, die Schoten zu bräunen, stellt man die Pfanne nochmals aufs Feuer).
  3. Abkühlen lassen, Muskatblüte und Lorbeerblätter beigeben und alles in einer (elektrischen) Kaffeemühle pulverisieren.
  4. Zitronengras, Galgant und Korianderwurzel in einem Mörser möglichst fein zerstossen.
  5. Zwiebel, Knoblauch, Limettenzeste und Salz beigeben, weitermörsern.
  6. Die getrockneten Gewürze beigeben und alles zu einer schönen, dunkelbraunen Paste zerreiben.

Zutaten (Auflauf für 6 bis 8 Personen)

1 kg Kartoffeln (mürbe kochende Sorte)

400 g Zucchini

600 g Tomaten

800 ml Kokosmilch (oder noch besser Kalparik)

2 grosse Zwiebeln, fein gehackt

4 TL Kurkuma, gemahlen

1 TL Salz

4 Dosen Thunfisch in Salzlake oder Öl, zu je 200 g (155 g abgetropft)

500 g Kichererbsen (Pwa antìk), frisch gekocht oder aus der Dose (= 2 Dosen zu 400g)

Zubereitung des Auflaufs

  1. Kartoffeln weich kochen, etwas abkühlen lassen, schälen und in etwa 0.5 cm dicke Scheiben schneiden.
  2. Zucchini und Tomaten in feine Scheiben schneiden.
  3. Kokosnussmilch oder Kalparik mit 4 dl Wasser, Zwiebel, Kurkuma und der Gewürzpaste vermischen.
  4. Thunfisch mit einer Gabel zerstossen.
  5. Thunfischflocken und Kichererbsen in die Kokosnuss-Gewürz-Mischung einrühren.
  6. Den Boden einer Auflaufform mit Kalparik-Sauce leicht bedecken, eine Schicht Zucchini und Tomaten sowie dann eine Schicht Kartoffeln darüber legen, mit Sauce bedecken, wieder Zucchini und Tomaten, dann Kartoffeln, wieder Sauce etc. Mit Sauce abschliessen und mit ein paar Scheiben Zucchini und oder Tomaten dekorieren.
  7. In dem auf 220 Grad vorgeheizten Ofen während 45 bis 60 Minuten gratinieren.

First Publication: 2001 

Modifications: 12-4-2009, 22-10-2011