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1955 widmete der Französische Staat dem Erfinder der Konservendose eine Briefmarke im Wert von 12 Francs.

Konservendose

Über Jahrhunderte hinweg wurden Kalparik und Tiyo auf Santa Lemusa nur in relativ bescheidenen Mengen gewonnen – meist für den Eigenbedarf oder allenfalls den Verkauf auf den Märkten der Insel. Erst in den fünfziger Jahren begann die Firma Narial Industries, diese Palmprodukte für den Handel im grösseren Stil zu produzieren. Gleichzeitig hielt die Konservendose auf der Insel Einzug.

«Nahrung in Urnen»

Was für ein Schock wäre das wohl für den Historiker Jean-Marie Tromontis gewesen, der sich in einer Notiz aus den Jahren um 1900 mit Vehemenz und der ihm eigenen Polemik gegen diese Konservierungstechnik aussprach: «Die Europäer und seit neustem auch die Amerikaner pflegen ihre Nahrung in Urnen zu beerdigen – noch bevor sie auch nur davon gekostet haben. Sie preisen diese Dosen als eine grosse Errungenschaft an – unerlässlich für die Expedition wie für die heutige Küche. Dabei wird noch die delikateste Speise in diesem Metall zum traurigen Futter – geeignet allenfalls für Soldaten, die nach dieser armseligen Henkersmalzeit auch gleich ihre Seele, ihren Mut und ihre Menschlichkeit durch den Tubus in den Orcus schiessen mögen.» Ob Tromontis wohl wusste, wie eng die Erfindung der Konserve tatsächlich mit kriegerischen Praktiken zusammenhing?

Kriegerische Geschichte

Nach der Französischen Revolution rüstete man in ganz Europa auf: Mehr und mehr waren es nun riesige Heere, die gegeneinander kämpften. Das probate Mittel der Plünderung, das die kleineren Armeen der Vergangenheit noch gut versorgt hatte, reichte für diese Soldatenmengen nicht mehr aus. Auch Napoleon Bonaparte konnte die eigenen Armeen auf seinen Feldzügen nicht ausreichend versorgen – und es sollen mehr Männer dem Hunger erlegen sein als den Truppen des Feindes. Deshalb versprach der Korse jenem 12‘000 Francs, dem es gelingen würde, Nahrungsmittel haltbar genug für die Versorgung seiner Truppen zu machen.

François-Nicolas Appert

Der Coup gelang dem Pariser Konditor François-Nicolas Appert (1749-1841). Seine Erfahrungen brachten ihn 1804 dazu, Lebensmittel auf 100 Grad Celsius zu erhitzen und in luftdichten Gläsern zu verschliessen. Er stützte sich dabei möglicherweise auf die Forschungen des italienischen Geistlichen Lazzaro Spallanzani (1729-1799), der bereits 1765 nachgewiesen hatte, dass man die Entwicklung von Mikroben durch Erhitzen und luftdichtes Versiegeln verhindern kann. Apperts Konserven wurden an Marinesoldaten getestet, der Bäcker erhielt den Preis und Napoleons Truppen zogen fortan mit Einmachgläsern ins Feld.

Mit Hammer und Meissel

Mit Hilfe des Geldes gründete der Konditor 1812 eine eigene Manufaktur und übernahm auch bald ein Verfahren, das Peter Durand in England entwickelt hatte: das Konservieren in verlöteten Dosen aus Blech. Eine dieser Dosen aus der Frühzeit der Konserve wurde 1851 im Rahmen der Weltausstellung in London geöffnet - ihr Inhalt soll noch geniessbar gewesen sein. – Die frühen Büchsen waren mit dem Hinweis versehen, sie seien mit Hammer und Meissel zu öffnen – der Dosenöffner wurde erst 1858 erfunden.

First Publication: 2004 

Modifications: 5-3-2009, 30-10-2011