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«Thai Food»

Es ist, so viel wir wissen, das beste Thai-Kochbuch in einer westlichen Sprache, ja vielleicht das beste Thai-Kochbuch überhaupt: David Thompsons in glitzerndem Rosa eingefasste ‹Bibel› zum Thema. Das Werk ist fast siebenhundert Seiten stark mit nur sehr wenigen, grösstenteils eher symbolisch gehaltenen Fotografien (von Earl Carter). Aber es ist nicht primär die schiere Menge an Rezepten (wahrscheinlich mehr als fünfhundert), die Qualität und Faszination dieses Buches ausmachen, sondern die Genauigkeit, mit der Thompson alle möglichen Facetten und Aspekte der thailändischen Küche analysiert: Historische Aspekte werden ebenso behandelt wie küchenphilosophische Fragen, Regionen werden unterschieden, höfische Traditionen geschildert und bäuerliche Gepflogenheiten nachgezeichnet, ja die ganze Küche wird teilweise sogar innerhalb ihrer Entwicklung nachvollziehbar. Dabei nennt Thompson auch immer die Quellen, aus denen er seine Informationen bezieht - was seine Schilderungen auch innerhalb seiner persönlichen Erlebniswelt verankern.

Besonders wertvoll sind Thompsons Analysen einzelner Rezepte oder Rezeptegruppen, deren Zutaten und Zubereitungsweisen er auf ihre Bedeutung innerhalb eines Rezeptezusammenhangs hin untersucht. Der Autor erscheint dabei weniger wie ein Lehrer, der uns zeigt wo es lang geht, sondern eher wie ein Forscher, dem wir über die Schulter blicken können. Das führt allerdings auch dazu, dass man nur nach wenigen der Rezepte einfach so schnell einmal ein Gericht für seine Gäste oder seine Geliebten kochen kann: Man muss «Thai Food» bis zu einem gewissen Grad studieren, um einzelne Rezepte auch in die Praxis umsetzen zu können.

All dies macht «Thai Food» zu einem Werk, das weit mehr leistet als die meisten Kochbücher dieser Welt: Es ist ein Reiseführer in die Tiefen der Küche Thailands, ein Handbuch, das uns nicht nur ein paar nette Esserlebnisse beschert, sondern uns echte Erkenntnisse ermöglicht, uns auch eigene Forschungen am Herd und über dem Mörser erlaubt. Dazu trägt, in der deutschen Version des Buches auch die griffige Übersetzung von Petra Trinkaus und Jochen Stremmel einiges bei, die für die oft doch auch sehr komplizierten Beschreibungen der Vorgänge eine eigene Sprache gefunden haben.

David Thompson: «Thai Food – Arhan thai». München: Collection Rolf Heyne, 2006 [3., 1. 2002. Englische Originalausgabe: «Thai Food». Victoria: Penguin Books, 2002].

First Publication: 6-1-2010

Modifications: 13-10-2011