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Anflug auf Tel Aviv, Ben Gurion Airport (TLV)

Szene 1

Natürlich entbehrte die Befragung durch den israelischen Sicherheitsdienst nicht einer gewissen Komik – das hinterhältige Misstrauen, das die zwei Beamten an den Tag legten, wirkte wie die Karikatur eines Verhörs. Einen Moment lang dachte Maille daran, sich seinen Inquisitoren als ein Kollege aus Santa Lemusa zu offenbaren – doch wahrscheinlich verstanden die zwei Herren keinen Spass, so jovial-kollegial sie sich auch gaben. Also blieb er hartnäckig bei der Behauptung, er sei ein gastronomischer Publizist mit dem Auftrag, für ein Magazin namens «IOI» eine Reportage über die Küche in Jerusalem zu schreiben. Die Beamten wollten alles wissen über seinen Auftrag und über dieses Magazin – vor allem auch, was der seltsame Name bedeute. Maille versuchte ihnen zu erklären, dass der Name ein Bild sei: Besteck neben einem Teller.

Es war zum ersten Mal, dass er die Tarnung als «IOI»-Reporter verwendete, und sie gefiel ihm gut, zumal er vor hatte, irgendwann tatsächlich den Dienst beim Deuxième Bureau zu quittieren und ein solches Journal zu gründen. Je mehr die Beamten also mit immer wieder den gleichen Fragen versuchten, ihn irgendwelcher Inkohärenzen zu überführen, desto mehr fantasierte sich Maille in eine Art Feuer hinein. Und bald standen da gar nicht mehr zwei Geheimdienstler vor ihm auf dem Flughafen von Tel Aviv, sondern die zwei ersten Abonnenten seiner zukünftigen Zeitschrift. Da wurde die Sache den Beamten etwas unheimlich und sie beeilten sich, den redseligen Insulaner los zu werden. Ganz zum Schluss der Befragung wollten sie dann allerdings noch wissen, wo eigentlich Santa Lemusa liege. Maille staunte ein wenig, dass die Herren ausgerechnet das nicht zu wissen schienen. «In der Karibik, gerade noch», sagte er und war sich doch plötzlich selbst nicht mehr ganz sicher. Zu lange war er nun schon unterwegs auf diesem Planeten, ohne seine Heimat je wiedergesehen zu haben.