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Côte Chimerik, bei Bendalis

Szene 12

Auf der Heimfahrt machte Maille einen Umweg über die Côte Chimerik – ein letztes Bad in der karibischen See würde seinen Appetit anregen. Er kannte einen kleinen, von der Strasse her unsichtbaren Sandstrand bei Bendalis, wo er früher auch manchmal die Nacht verbracht hatte – allein, oder wenigstens fast, mit zwei Flaschen schwerem Rotwein und einer leichten Decke aus Melancholie. Es war sein Strand und er gab ihm insgeheim immer wieder bedeutungsvolle Namen. Er rannte ins Wasser hinaus bis er den Boden unter seinen Füssen verlor, hielt den Atem an und tauchte ab. Er spürte mehr als sonst, wie sein Herz schwer in der Brust schlug und hörte das metallische Rauschen der Brandungswellen, die über ihm auf den Strand zuschossen. Wie wäre das wohl wenn er sich beim Auftauchen plötzlich am Ufer einer anderen Insel wiederfinden würde? Würde er die Veränderung sofort bemerken – oder käme die Erkenntnis erst später? Und was wäre das wohl für ein Gefühl? Oder verrückter noch: umgekehrt – die gleiche Insel, aber an einem ganz anderen Ort. In diesem Fall wäre er selbst als ein Teil des Ozeans, als ein Taucher mit seinen Gedanken, gewissermassen der Produzent dieser geographischen Versetzung. Ja vielleicht wäre die Verschiebung in ihm passiert, als hätte eine Gedankenbewegung plötzlich einen direkten Einfluss auf die topographische Organisation des Planeten. Er schoss aus dem Wasser und taumelte auf den Strand zu. Santa Lemusa schien immer noch Santa Lemusa – und das Wasser war warm und roch nach Sonne, so wie stets.

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