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Chinesische Mauer (nahe Shuiguan)

Szene 8

Plötzlich blieb der Mann stehen und drehte sich mit einer ruckartigen Bewegung um: Er hatte asiatisch geformte Augen, doch blaue Pupillen und eher europäische Züge – ein schöner Kopf, wären da nicht die vielen kleinen Narben gewesen, die sich wie ein Meteoritenhagel quer über sein ganzes Gesicht zogen. Er hielt den Schlagstock in seiner linken als sei es ein Tennisschläger – locker, spielerisch fast, ganz offenbar wusste er damit umzugehen. Maille packte einen Ast und versuchte damit die Schläge des anderen abzuwehren.

«Achte auf den Boden», hatte Kyuri immer wieder gelehrt: «Je stärker die Arme deines Gegners sind, desto schwächer sind seine Füsse – versuche ihn dahin zu führen, wo er stolpert.» So weise der Rat – so schwierig die Tat: Der Mann war geschickt und Maille hatte alle Mühe, ihn sich vom Leib zu halten – zumal er mit dem Rücken zum Abgrund kämpfte. Dann aber rutschte der Meteoritenmensch tatsächlich aus und verlor dabei seine Aktentasche und die Unterlagen. Er war jedoch schnell wieder auf den Beinen, packte das Dossier und setze sich mit einem Sprung über die Mauer ab.

In der Tasche fand Maille ein paar zerknüllte Papiertaschen-tücher, ein Buch mit 365 Lehrsätzen von Kong Tse (Kofuzius) sowie ein Metalldöschen mit Krümeln vonAsant-Harz – das nicht zu übelriechende Wahrzeichen der Agenten von Dr. Hing. Das also war das seltsame Parfum in der Luft gewesen.

Der Agent von «Büro 106» lag noch am Boden und stöhnte. Er war nur halb bei Bewusstsein, seine Lippe war aufgeschlagen und Blut lief ihm über den Hals. Maille half ihm auf die Beine, so gut das ging, und zerrte ihn zurück in Richtung der kleinen Häuser, wo sie ihre Taxis verlassen hatten. Natürlich waren die Wagen weg.