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Peking, Beihai-Park

Szene 1

Wer in den Morgen hinein reist, also zum Beispiel von Europa nach China, nimmt sich immer nur teilweise mit. Man ist da (beziehungsweise dort), man ist sich selbst, und doch ist man ein anderer – man ist gewissermassen sich selbst in der Zukunft. Während ein Teil von einem im Fernen Osten wach ist und die aufmerksamsten Gespräche führt, liegt ein anderer schlafend zu Hause im Pariser Bett – und umgekehrt. Tagsüber fällt es nur wenig auf, dass man sich selbst ein paar Schritte voraus ist. In der Nacht aber wird man von Träumen heimgesucht, die Träume eines anderen sind – dasselbe Personal zwar, aber ganz andere Konstellationen, ein anderes Timbre, als wäre man im Körper eines Zwillingsbruders gelandet. Man ist fremd in sich selber, ein Tourist im eigenen Leib. Mit jedem Tag allerdings, den man am fernen Ort verbringt, nimmt dieses Gefühl ein wenig ab. Wahrscheinlich holt die Vergangenheit die Zukunft ein – oder aber man gewöhnt sich daran, ein anderer zu sein.