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Bus von Alice Springs nach Darwin

Szene 5

Hing hatte in Mailles Hotel in Alice Springs eine «Greyhound»-Busfahrkarte nach Darwin ganz im Norden von Australien hinterlegt – unterwegs gab es eine weitere Arbeit zu erledigen. Die 1500 Kilometer auf dem Stuart Highway nahmen fast 24 Stunden in Anspruch. Während der Nacht hüpften die verschiedensten Tiere durchs Scheinwerferlicht: Vor allem Kängurus in allen Grössen, Emus und Wildhunde (Dingos). Ein Mal stolzierten auch zwei Kamele über die Strasse – was ein wenig aussah als bewegten sich zwei Models mit exorbitanten Hinterteilen in unglaublich schmutzigen Pelzen über einen Laufsteg. Wieder und wieder bremste der Fahrer ab, rechtzeitig meist – nur einmal erwischte er ein kleines Känguru, was ihm ein kurzes «Shit» über die ansonsten sehr sachlich verkniffenen Lippen trieb. Es gab zeitweise so viele Tiere auf der Strasse, dass sich die Fahrt fast ein wenig wie ein Videospiel präsentierte.

 

Die Nacht war kalt – und irgendein Gesetz der australischen Busfahrt wollte es, dass sich die Fahrgäste alle zwei Stunden aus ihren warmen Sitzen bequemen mussten, um draussen schlotternd ein paar Minuten lang im Neonlicht einer Tankstelle herumzustehen oder an der Theke einer menschenleeren Imbiss-Stube einen Kaffee zu trinken.

Der Morgen kam in Gestalt eines atemberaubenden Indigoblaus, das plötzlich aus dem Schwarz der Nacht hervorbrach wie ein kaltes Feuer. Mit dem Tag kam die Hitze, die man durch die Fensterscheiben hindurch und trotz der Klimaanlage spürte. Maille kam es vor als giesse jemand ständig heissen Tee über den Bus.