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Ho Chi Minh City, Saigon River

Szene 16

Am Saigon River beobachtete er, mit welcher Disziplin sich Hunderte von Motorrädern, Velos, Autos und Fussgängern auf einer Fähre zusammen drückten, die sie zum anderen Ufer des Flusses brachte. Es wirkte nicht wie eine aufgesetzte oder anerzogene Disziplin, sondern völlig selbstverständlich, wie die normalste Sache der Welt. Natürlich wurde auch ein wenig gedrängelt – aber auf organische Weise, mit einer akkurat wirkenden Mischung aus Nachdrücklichkeit und Respekt. Sicher lauerte auch im Innern eines jeden Vietnamesen ein völlig chaotisches Wesen – die Frage war nur, wie tief es in ihm lauerte.

Auf jeden Fall liess sich die soziale Eleganz, mit der man sich in Ho Chi Minh City einen Platz auf einer Fähre besorgte, kaum mit der Art vergleichen, wie man zum Beispiel im ehemaligen Osteuropa öffentliche Verkehrsmittel besteigt, wo es ja schon zu einem Zusammenbruch des Systems führt wenn zwei Menschen gleichzeitig auf einen Bus wollen. Noch mehr Energie braucht nur noch, wer in Transsilvanien einen Zug besteigen will.