Asiatisch gewürzter Schweinefuss im eigenen Gelee
Die Schwestern des Klosters Maioli sind berühmt für ihre Schweinezucht. Sie selbst allerdings dürfen von den Tieren nur die Beine unterhalb der Schultern und die Innereien verzehren – so wollen es die schlauen Regeln des Stifts. Entsprechend kennen die Soeurs eine Vielzahl von Zubereitungsweisen für diese ‹minderen› Teile des Schweins. Das hier vorgestellte Rezept ist nach dem Heiligen Antonius benannt, dem ersten Einsiedler der Klostergeschichte, dessen diverse «Versuchungen» in der Kunst immer wieder dargestellt worden sind. Zu den Attributen des Grossen Antonius gehören nebst Antonius-Kreuz, Glöckchen und T-Stab auch ein Schwein. Denn Antonius ist nicht nur allgemein der Schutzpatron der Bauern und ihrer Nutztiere, sondern explizit auch der Schweinehirten und Metzger. Das Symbol hat seinen Grund vermutlich darin, dass der Antoniterorden besonders gerne Schweine hielt.
Bei den Pieds de porc St-Antoine handelt es sich um eine kräftige Sülze. Ihre Besonderheit besteht darin besteht, dass das Fleisch von Schweinefüssen im eigenen Gelee eingefangen wird. Wir kochen die Sülze aus Scheiben vom Schweinefuss, wie sie in der Schweiz relativ leicht zu bekommen sind – man kann auch einen ganzen Fuss verwenden, dann aber verlängert sich die Kochzeit um eine Stunde.
Gekochter Schweinefuss hat eine klebrige Konsistenz – in dieser Aspik-Form aber ist davon nichts mehr zu spüren. Das Gelee ist von einer dunklen Transparenz, die ein wenig an Bernstein erinnert – die Schnittfläche glatt und kühl. Das Aroma gleicht Sülzen, wie sie in China zubereitet werden – zum Beispiel aus Schweineohren. Reiswein, Sojasauce und Zitrone bilden den frisch-herben Grundton, über dem sich vor allem Zimtkassie, Ingwer und weisser Pfeffer in Szene setzen – dazu kommt eine gewisse Schärfe. Das Rezept soll auf eine Maioli-Schwester mit chinesischen Wurzeln zurückgehen – und wurde ursprünglich offenbar mit etwas fermentiertem Tofu bestrichen. Wir servieren die Sülze in ca. 1 cm dicken Scheiben und geben ein Schälchen mit dunklem Reisessig dazu, der ein wenig malzig schmecken darf. Man sollte die Stücke aber nicht im Essig baden lassen, sondern nur eine Ecke eintauchen. Wir streuen gerne auch etwas fein gehackte Petersilie und ein wenig Zitronenzeste darüber, um so die ätherisch-frische Seite des Aspik herauszustreichen. Man kann das Gelee auch, chinesischen Gepflogenheiten folgend, mit Koriander auftischen – doch das Kraut übernimmt stark die aromatische Führung.
Das hier vorgestellte Rezept für Pieds de porc St-Antoine entstand in Zusammenarbeit mit Susanne Vögeli und der Kochschule Cookuk in Aarau.
Kochzeit 3 Stunden
Gelierzeit 6 Stunden
gut 500 g Fuss vom Schwein, in Scheiben
4 dl Shaoxing-Reiswein
1 dl Sojasauce
1 TL Zucker
Schale von 1 Zitrone, nur die äusseren 2 mm
3 Stängel Petersilie für den Sud
15 g frischer Ingwer, geputzt in Rädchen
12 g Zimtkassie
2 getrocknete Chilis
1 TL Sichuanpfeffer
1 TL weisser Pfeffer, ganz
dunkler Reisessig zum Dippen
ev. etwas fein gehackte Petersilie zum Bestreuen
ev. etwas feine Zitronen-Zeste zum Bestreuen
Gewöhnlich sollte die im Sud enthaltene Gelatine ausreichen, die Sülze zu festigen. Sie wird jedoch so nicht allzu kompakt, was aber durchaus geschmackliche Vorteile hat – und sie bleibt eher wärmeempfindlich. Wer also auf Nummer sicher gehen will, wer vorhat, die Gelatine über weitere Strecken zu transportieren oder aus anderen Gründen länger der Wärme auszusetzen (etwa auf einem Buffet), der kann (gemäss Angaben auf der Packung) nach dem letzten Aufkochen etwa 2 Blatt Speise-Gelatine in den noch warmen Sud einrühren.
First Publication: 19-3-2016
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