Geschichte. Die Aubergine stammt laut Brigitte Bartha-Pichler («Haferwurzel & Feuerbohne», S. 16) aus dem tropischen Hinterindien: «In Sanskrit hat sie verschiedene Namen, was darauf hinweist, dass sie schon seit sehr langer Zeit in Indien kultiviert und verwendet wurde. Von dort aus verbreitete sich die Aubergine nach China und in den Nahen Osten.» David Thomson («Thai Food», S. 140) hingegen nimmt an, dass die Aubergine in Thailand ihre Heimat hat. Auch Alan Davidson («Oxford Companion to Food», Kapitel Aubergine) glaubt an den indischen Ursprung der Aubergine – weist jedoch darauf hin, dass «the first surviving mention of it is in a Chinese work on agriculture of the 5th century AD, the Ts’i Min Yao Shu».
Vermutlich gelangte das Gemüse mit den Arabern nach Spanien und von dort aus nach Italien, wo es laut Bartha-Pichler seit Ende des 14. Jahrhunderts kultiviert wird. In Deutschland wurde die Aubergine bereits im 17. Jahrhundert gepflanzt: «Im Lustgarten des Johann von Royer zu Hessen wurde um 1607 eine weisse und eine schwarzviolette Form kultiviert» (Bartha-Pichler, S. 16).
Kulinarisch allerdings hatte die Aubergine in den deutschsprachigen Ländern noch lange keine Bedeutung – eine Tatsache, die das «Appetit-Lexikon» (S. 116f.) bitterlich beklagt: «Die Eierbeere liefert, vorher mit kochendem Wasser abgebrüht, dann mit fettem Rind und Hammelfleisch gar gekocht und mit etwas Paprika gewürzt, ein vortreffliches Gemüse, namentlich aber, wenn sie in der Röhre geröstet, dann geschält, zu feinem Brei gehackt, mit feingeschnittenen Zwiebeln und einigen gerösteten und geschälten Paprikaschoten gemengt und endlich mit Essig und Öl – oder richtiger mit Öl und Essig, denn das Öl hat den Vortritt! – angemacht wird, einen äusserst pikanten Salat, nach welchem der Kenner sich die Finger wund leckt. Die Pflanze wird deshalb in mehreren Spielarten eifrig und im grossen angebaut – leider aber nur in Japan, in den Nilländern, in Algier, an der Guineaküste, in Südamerika, in Südspanien, in der Provence, bei Rom, bei Neapel, in Serbien und in Rumänien, während Österreich und Deutschland sich bisher mit dem Zusehen begnügt haben und auch noch ferner scheinen begnügen zu wollen. Gott sei's geklagt!». Das Lexikon sollte recht behalten, die globale Karriere der Aubergine begann eigentlich erst in den 1990er Jahren – und wahrscheinlich ist es nicht falsch, sie als eine Begleiterscheinung des überall zunehmenden Interesses an der Küche Italiens anzusehen.
Name. 1927 schreibt Henri Leclerc («Les Légumes de France» ): «Das Wort Aubergine muss die Seelen jener Philologen mit Freude füllen, deren unschuldige Manie es ist zu behaupten, jedes Wort stamme aus dem Sanskrit; ohne alle Verbiegungen, welche solche Exerzitien gewöhnlich mit sich bringen, können sie elegant und schmerzfrei beweisen, das Vatin gana, der Name der Aubergine in Sanskrit, das Persisiche Badingen hervorbrachte, von dem das Arabische Albadingen abstammt, welches über das Spanische Albadingena zum Wort Aubergine wurde.
Pflanze. Die Aubergine (Solanum melongena, engl. eggplant, aubergine, melongene; franz. aubergine; span. berenjena; ital. melanzana; ind. brinjal) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die meist etwa 50 bis 150 cm hoch wächst. Sie ist dicht mit violetten bis schwärzlichen und sternförmigen Trichomen behaart und hat länglich-eiförmige Blätter, die wechselständig stehen und bis 20 cm lang werden. Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln und haben einen 1 bis 2 cm langen, glockenförmigen, grünlich-violetten oder gräulichen Kelch. Die Blütenkrone ist violett, meist 2 bis 3 cm gross, rundlich und besteht aus 5 bis 8 Kronlappen. Die Staubblätter sind gelb und fest mit der Basis der Krone verwachsen. Wenn die Frucht heranreift, bleibt der Kelch bestehen, vergrössert sich mit der Frucht und liegt an ihr an. Die Früchte sind eigentlich Beeren, deren Grösse sehr unterschiedlich sein kann – grosse Exemplare können 30 cm lang oder 15 bis 20 cm dick sein. Auberginen können die Formen von Äpfeln, Bananen, Eiern oder länglichen Birnen haben – ihre Farbe kann schwarz, dunkel-violett, rötlich, lila, gelblich oder weisslich sein, manche sind monochrom, andere gefleckt.
Auberginen können roh gegessen, gebacken, geschmort, gekocht, gedünstet, grilliert oder frittiert werden – sie nehmen warme Gewürze sehr gut auf und – wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen – Unmengen von Öl.
Was allfällige Versuche angeht, die Aubergine vor dem kochen zu «entgiften» oder ihr die «Bitterstoffe» austreiben zu wollen, schreibt James Peterson («Vegetables», Kapitel Eggplant): «The greatest source of contention among cooks revolves around its sometimes bitter seeds and juices and how to get rid of them. The most popular method is to slice or halve the eggplant, liberally coat the slices or halves with salt, and then weight or press them to extract the bitter liquid. I’ve tried everything: I’ve salted and weighted, frozen, and prebaked and haven’t found that any of these methods makes any difference. Eggplant’s bitterness has more to do with the eggplant itself than with anything you do to it.»
First Publication: 24-8-2014
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