Geschichte. Die ersten Melonen wuchsen laut Alan Davidson («Oxford Companion to Food», Kapitel Melon) im Gebiet zwischen dem Nordwesten Indiens, dem Iran und Ägypten. In der griechischen und römischen Antike waren Melonen zwar wohl bekannt, aber nicht sehr beliebt – Davidson: «References […] are sparse and lack the enthusiasm which one would certainly have expected if they had really good melons on their tables.» Offenbar waren die Araber die ersten, die Melonen züchteten – und mit ihnen kamen sie auch nach Europa: «Das Vaterland der europäischen Melonenkultur ist daher nicht Italien, sondern Spanien, wohin die Araber zuerst bessere Sorten brachten», schreiben Robert Habs und Leopold Rosner («Appetit-Lexikon», S. 326). Der andalusische Agronom Ibn Al Awam (12. Jahrhundert) spricht in seiner Garten-Fibel («Kitab al-Felaha») verschiedentlich von Melonen. Der erste europäische Autor, der Melonen erwähnt, ist laut Davidson Albertus Magnus im 13. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert erreichte die Melone auch England und wurde dort, wie in allen kühleren Gegenden Europas, unter Glas angebaut. In der frühen Neuzeit kam die Melone auch bis China, wo Varietäten für die Verwendung in der Küche gezüchtet wurden. Laut Davidson nahm Columbus auf seiner zweiten Reise Melonen-Samen mit nach Haiti, von wo aus sich die Frucht über den ganzen Kontinent verbreitete: «The new fruit was adopted with great enthusiasm by the Indians of Central and South America.»
Pflanze. Die Zuckermelone ist eine einjährige Pflanze. Sie bildet eine unverzweigte und weich behaarte Sprossachse aus, die bis 5 Meter lang werden kann. Die Blätter werden 20 cm gross. Sie sind herzförmig mit leicht gezahntem Rand. Die Blüten sind blassgelb und bis drei Zentimeter gross. Die Pflanze bildet ein bis zwei Früchte aus, die meist 15 bis 20 cm im Durchmesser wachsen und eine ovale bis runde Form haben. Die Botanik spricht allerdings nicht von einer Frucht, sondern von einer Panzerbeere – das ist eine Schliessfrucht (eine Frucht, die in geschlossenem Zustand von der Pflanze abfällt), die aus einem einzigen Fruchtknoten hervorgeht und deren Fruchtwand im Unterschied zu anderen Beeren hart ist und nicht fleischig. Die Oberfläche der Frucht ist je nach Varietät glatt bis warzig, das Fleisch grün, gelb, rosa oder orange mit zahlreichen länglichen, abgeflachten Samen.
Die meisten Melonen in der westlichen Welt gehören zu den Sommer- oder der Wintermelonen. Sommermelonen sind sehr aromatisch und leicht verderblich, die meisten haben eine raue Rinde. Wintermelonen sind weniger aromatisch und halten dafür länger, sie haben oft eine glatte oder eine faltige Rinde. Der Unterschied zwischen den zwei Familien ist physiologisch bedingt, erklärt Harold McGee («On Food and Cooking», Kapitel Melons): «Die aromatischen Sommermelonen sind in der Regel klimakterische Früchte, die sich (mit Ausnahme der Cantaloupe) in reifem Zustand von der Sprossachse lösen; und sie enthalten aktive Enzyme, die mehr als 200 verschiedene Ester aus Aminosäure-Vorstufen produzieren, was hilft ihr charakteristisches Aroma auszubilden. Wintermelonen sind generell nicht-klimakterische Früchte, wie ihre verwandten die Gurken und Kürbisse, sie haben eine niedrige Ester-Enzym-Aktivität, folglich ein milderes Aroma.
Zu den Sommer-Melonen, die in Mitteleuropa besonders oft auf den Markt kommen, gehören Cantaloupe, Charentais, Cavaillon und Galia. Wintermelonen werden bei uns selten angeboten, eine Ausnahme stellt in der Schweiz die Melone Purceddu d’Alcamo dar, die Slow Food bei Coop verkauft.
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First Publication: 20-8-2015
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