Aromatische Eiweissbomben aus gefallenen Nüssen – ein spritziges Erlebnis zu Peter Polters Episoda 151030 Lago Juma Ilha Rosa
Auf einem geführten Spaziergang durch den Regenwald auf der Ilha Rosa (benannt nach dem Rosenholz, das man hier geschlagen hat, ehe die Gegend zum Naturreservat wurde) findet unser Guide auf dem Boden eine längliche Nuss, die schon etwas verrottet wirkt. Mit seiner Machete hackt er einen kleinen Deckel ab und legt drei Samen-Höhlungen frei. Anstelle der Kerne sitzen darin jedoch drei elfenbeinfarbene Larven. Sie haben die Samen fast gänzlich aufgefressen und den Raum mit ihren Körpern ausgefüllt. Die kleinen Tiere sind etwa 3 cm lang, kräftig segmentiert und am einen Ende sitzen dunkelbraun die Kauwerkzeuge.
Im Mund gibt die Larve schon dem kleinesten Druck der Zähne nach und platzt. Der milchige Saft verspritzt sich in den ganzen Mundraum – nur die etwas zähe Haut will ein wenig gekaut werden, ehe sie sich in Fetzen auflöst. Das Aroma erinnert zunächst ein wenig an Sperma, später an Kokosnussmilch – und im Nachhall macht sich schliesslich eine subtile Vanillenote breit. Die Larven schmecken also im Grunde wohl nach den Samen, die sie gefressen haben – erstaunlich eigentlich, dass sich ihr Futter, wenn es Körper wird, aromatisch nur so wenig verändert.
Laut unserem Guide werden die Larven von den Amazonas-Indianern gerne als Snack gegessen. Fünf Stück sollen so viel Eiweiss liefern wie ein ganzes Steak, dabei sind sie fettfrei. Die Larven gehören zu den auf der ganzen Welt verbreiteten Käferlarven – um was für Tiere es sich genau handelt, wissen wir nicht. Hätten wir die Larven nicht gegessen, so unser Guide, wären daraus eines Tages jene Leuchtkäfer geworden, die wie in der Nacht zuvor über dem See haben schweben sehen.
First Publication: 7-12-2015
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